Film des Monats: November 2001
"Es gibt in Europa ein Desinteresse an Politik, an Dritter Welt, man will kein Elend mehr sehen”, sagt der im Kongo aufgewachsene Regisseur und haitianische Exkulturminister Raoul Peck. Mit LUMUMBA hat er einen Spielfilm über die Ermordung des ersten Premierministers des unabhängigen Kongo gedreht. "Ich wollte einen Film machen, in dem wir uns erkennen können. Einen Film, der unsere Geschichte rettet.”Fakten werden zur Ikone: Freilassung im Januar 1960 aus dem Gefängnis von Leopoldville, Teilnahme als Führer der kongolesischen Nationalbewegung an Verhandlungen in Brüssel, Ausrufung der Unabhängigkeit des Kongo, Ernennung zum Ministerpräsidenten Ende Juni 1960, Unruhen im Land, Entlassung, Hausarrest, Gefangennahme, Hinrichtung am 17. Januar 1961.Eriq Ebouaney spielt den ehemaligen Postangestellten, leidenschaftlichen Redner und besorgten Familienvater charismatisch, emotional und mutig; und zeigt zugleich einen Mann, der sich im Chaos von Bürgerkrieg, Sezession und der Rückkehr belgischer Truppen überschätzt und nicht zu Kompromissen bereit ist. Am überlieferten Material orientiert, gelingt Peck die Distanz zum Politthriller: es entsteht eine feine Balance zwischen öffentlicher Symbolfigur und lebendiger Person.Seit Lumumbas Ermordung sind vierzig Jahre vergangen, in denen der schwarzafrikanische Staat nicht zur Ruhe kam, weil er entweder unter seinen Diktatoren erstarrte oder zum Spielball rücksichtsloser Interessen wurde. "Ich hatte nur laut den Traum von Freiheit und Brüderlichkeit ausgesprochen. Worte, die sie nicht ausstehen konnten. Nur Worte.” Seine Gegner müssen seine Worte gefürchtet haben. Patrice Lumumbas Leichnam wurde zerstückelt, zersägt, in Schwefelsäure aufgelöst, bis keine Spur mehr blieb. Was bleibt von seinem kurzen Leben? Raoul Pecks Film leistet Erinnerungsarbeit aus der Sicht Afrikas. Er ist Material zum Nachdenken über die Zukunft
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