Film des Monats: Dezember 2025

Auf raffinierte Weise erzählt Becker vom Spiel mit Illusion und Fiktion, Lüge und Wahrheit.
Wolfgang Beckers Komödie erzählt die Geschichte eines Mannes, der ungewollt zum Helden wird. „Aber ist es nicht so, dass wir uns meistens das Leben so erzählen, wie wir es gerne hätten?“, fragt Micha Hartung (Charly Hübner). „Und manchmal ist sogar in einer Geschichte ein bisschen mehr Wahrheit drin als in der Wirklichkeit.“ Michas Videothek steht am Rande des Bankrotts, als kurz vor dem 30. Jahrestag der deutschen Einheit der Redakteur einer Wochenzeitschrift bei ihm auftaucht. Er hat Michas Stasiakte gelesen und sieht in ihm einen Helden. Micha war früher im Stellwerk der Ostberliner Verkehrsbetriebe beschäftigt und hat 1984 durch Verstellen einer Weiche 127 Passagieren eines S-Bahn-Zuges zur Flucht in den Westen verholfen. Der Journalist bringt die Geschichte an die Öffentlichkeit und macht Micha berühmt. Sogar im Bundestag soll Micha zum Tag der Deutschen Einheit sprechen. Darüber grämt sich der ehemalige Bürgerrechtler (Thorsten Merten), denn eigentlich hätte er die Rede im Bundestag halten sollen. Derweil bahnt sich zwischen Micha und einer Juristin (Christiane Paul), die damals unter den Passagieren der nach Westberlin geleiteten S-Bahn war, eine zarte Liebesgeschichte an.
Der Held von der Friedrichstraße ist Wolfgang Beckers letzter Film. Der Regisseur starb kurz nach dem Ende der Dreharbeiten. Becker setzt sich hier satirisch überspitzt mit der deutsch-deutschen Teilung und ihrem Stellenwert in einer Erinnerungskultur auseinander, die jeden Medienhype aufgreift und nur auf Außenwirkung aus ist. Alle Figuren nimmt er auf die Schippe, zugleich zeichnet er auf märchenhafte Weise eine Liebesgeschichte, mit einem tragikomischen Helden des Alltags in prekärer sozialer Lage, der in Wirklichkeit kein Held ist. Beeindruckend ist auch das gesamte Ensemble der Darsteller*innen. Auf raffinierte Weise erzählt Becker vom Spiel mit Illusion und Fiktion, Lüge und Wahrheit, von dem Stoff, aus dem sich medial gehypte Geschichtsbilder formen lassen, aber auch Geschichten für das Kino.
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