Film des Monats: Mai 2002
Als Zimmernachbarn lernen sie sich in der psychiatrischen Klinik kennen: Elling, der unter panischen Ängsten nach dem Tod seiner Mutter leidet, und Kjell Bjarne, ein Hüne mit kindlichem Gemüt, der mit vierzig Jahren immer noch jungfräulich ist und ständig von Sex und Essen träumt. Nach einer Zeit in der Klinik ziehen beide in eine gemeinsame Wohnung im Zentrum Oslos, in der sie vom Sozialarbeiter Frank betreut werden. Während für Elling Alltäglichkeiten wie Einkaufen, Telefonieren oder der Besuch eines Restaurants fast unüberwindliche Hindernisse darstellen, fällt es Kjell Bjarne schwer, seine begrenzten emotionalen und sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten zu überwinden. Aber jeder kleine Schritt aus der engen Welt ihrer Ängste und Fixierungen wird zu einem großen Schritt in die eigene Unabhängigkeit. Elling entdeckt sein poetisches Talent und Kjell Bjarne seine Begabung zum Mechaniker. In der Beziehung zu einem Literaten und zur schwangeren Nachbarin gelingt ihnen der Weg in die gesellschaftliche "Normalität". Auf einer Reise mit einem alten Straßenkreuzer, den Kjell Bjarne wiederhergestellt hat, finden die beiden "Verrückten" ihren Platz in einer Gemeinschaft, die neue Aufgaben und Herausforderungen für sie bereit hält.
Elling ist ein Film über die Freundschaft und skurrilen Konflikte zweier Männer, die auf ganz unterschiedliche Weise beschädigt sind. In der gelungenen Balance zwischen Komödie und Drama bleibt immer spürbar, wie schnell beide an sozialen Ansprüchen zerbrechen können. Indem der Film den eigenen Entwicklungsmöglichkeiten der beiden vertraut, während die städtische Betreuung im Hintergrund bleibt, gewinnen sie ein Selbstbewusstsein, das jeweils über den anderen erworben wird. So entsteht das utopische Bild einer Psychiatrie, die statt auf Medikamente und Klinik auf einen Heilungsprozess durch gelungene Beziehungen setzt.
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