Film des Monats: Februar 2022

Die Odyssee (L' traversée)
Regie: Florence Miailhe
Drehbuch: Marie Desplechin, Florence Miailhe
Frankreich/Deutschland/Tschechien 2020

Wie kann die Lebensgeschichte von Kindern erzählt werden, die paramilitärische Gewalt erleben, Verfolgungen ausgesetzt sind, flüchten müssen und Menschenhandel erfahren? Der abendfüllende Animationsfilm "Die Odyssee" versucht in einer ungewöhnlichen Öl-auf-Glas-Animationstechnik eine Annäherung. In einem Skizzenbuch hat die jetzt erwachsene Kyona einen Teil ihrer Kindheit festgehalten. Sie blättert es für die Zuschauer*innen auf und erzählt von einer dramatischen und wechselvollen Odyssee, die in ihrem idyllischen Heimatdorf irgendwo in Europa beginnt. Als das Dorf von einer neuen Macht überfallen und verwüstet wird, fliehen Kyona und ihr Bruder Adriel mit den Eltern und dem Baby. Unterwegs werden die Geschwister von den Eltern getrennt und müssen sich nun allein durchschlagen. Kyona und Adriel lernen auf ihrer traumatischen Reise gefährliche, aber auch hilfsbereite Menschen kennen. Aber immer wieder ergeben sich neue bedrohliche Situationen, die die beiden zwingen, weiter zu ziehen mit dem Ziel, in einen freien Staat ohne Verfolgung zu gelangen; ganz so, wie es die Eltern ursprünglich für die gesamte Familie geplant hatten.

Dem Film gelingt es, in märchenhafter Bildsprache hochaktuelle und schwere Themen wie Flucht, Vertreibung, Menschenhandel und Gewalt aus der Perspektive von Kindern zu erzählen. Die Öl-auf-Glas-Animationstechnik ermöglicht ein Wechselspiel von Fantasie und Realität: Auf das angstvolle Gesicht Kyonas folgt etwa das nächste Ziel der Odyssee. Die Namen und Handlungsorte sind frei erfunden, doch weiß jede*r Zuschauer*in, was und wer gemeint sein könnte. Der Film erzählt aber auch die alptraumhafte Geschichte von Kindern, die durch das Erlebte viel zu schnell erwachsen werden müssen. Mit seiner Erzählweise und der speziellen Animationstechnik wird "Die Odyssee" den geschilderten, harten Kinderschicksalen gerecht. Aufgrund seiner Farbbrillanz und Raffinesse hinterlässt er zudem starke Emotionen beim Publikum.

Der Filmstart wurde von Februar auf April 2022 verschoben.

Als Download (PDF):
Webtrailer
Film-Credits
Frankreich/Deutschland/Tschechien 2020
Produzent:
Dora Benousilio, Ralf Kukula, Alena Vandasová, Martin Vandas, Luc Camilli
Regie:
Florence Miailhe
Drehbuch:
Marie Desplechin, Florence Miailhe
Schnitt:
Julie Dupré, Nassim Gordji Tehrani
Musik:
Philipp E. Kümpel, Andreas Moisa
Format:
DCP, Farbe, 84 Minuten
Verleih:
Grandfilm
Muggenhofer Str. 132d, Bau 74, 90429 Nürnberg, Tel.:+49 0911 810 96 671, verleih@grandfilm.de, www.grandfilm.de
Preise:
Annecy International Animation Film Festival – Internationaler Wettbewerb: lobende Erwähnung der Jury (2021); DOK Leipzig – Sonderpreis Gedanken-Aufschluss (2021)
FSK:
ab 12 Jahren freigegeben
Kinostart:
28.4.2022