Film des Monats: Oktober 2012
Auf engstem Raum beschreibt eine Frau ihre Erfahrungen der letzten beiden Jahre. Sie sitzt in einer spartanisch eingerichteten Berghütte, ihre Hände sehen abgearbeitet aus, ihr Gesicht wirkt erschöpft. Mit ihrer Cousine und deren Mann war sie zu einem Wochendausflug in die Berge gekommen. Das Paar will noch einen kurzen Abstecher zum Gasthof im Tal unternehmen und lässt sie und den Hund Luchs allein zurück. Am nächsten Morgen sind beide immer noch nicht zurück. Die Frau macht sich mit dem Hund auf den Weg, doch sie stößt auf eine unüberwindbare durchsichtige Wand, die sie von der übrigen Welt trennt. Die Menschen auf der anderen Seite erscheinen wie versteinert. Isoliert in einer Hochgebirgslandschaft, muss sie nun für ihr Überleben sorgen. Eine schwangere Kuh läuft ihr zu, der sie bei der Geburt eines Kalbes hilft. Sie muss als Bäuerin für den Winter vorsorgen und als Sammlerin und Jägerin den täglichen Nahrungsbedarf sichern. Sie glaubt, alleine von der Wand eingeschlossen zu sein. Doch dann kommt es zu einer katastrophalen Begegnung mit einem Fremden.
Der Film hält sich eng an den Roman von Marlen Haushofer aus dem Jahre 1963. Stimmungen und Reflexionen dieser Robinsonade werden im Film durch die Stimme der Icherzählerin wiedergegeben. Die Erfahrungen der Einsamkeit und des Rückzugs entfalten sich in einer zivilisationskritischen surrealen Utopie. Zurückgeworfen auf elementare Lebensvollzüge wie die bäuerliche Arbeit und die Jagd wird die Anstrengung sichtbar, die das Leben überhaupt möglich macht. Die Entbehrung und die Angst, die Gemeinschaft mit den Tieren und der Kampf mit der Natur werden im Spiel der Hauptdarstellerin (Martina Gedeck) zu Aspekten einer intensiven Identitätssuche. Das radikale Eingeschlossensein wird zur Frage nach einem Ort des Menschen in der Welt, der kein Idyll, aber eine ökologische Chance sein könnte. Erst in der Distanz, gleichsam als Eremitin, erkennt die Frau, was für sie wichtig ist.
Neue Promenade 4, 10178 Berlin, Tel.:+49 030 81 09 69-0 , info@studiocanal.de, www.studiocanal.de