Film des Monats: Juli 2012

Small Town Murder Songs
Regie: Ed Gass-Donnelly
Drehbuch: Ed Gass-Donnelly
Kanada 2010

Es ist Walters erster Mord. Nein, nicht seiner, nicht so. Walter ist Polizist in einer mennonitischen Kleinstadt im kanadischen Ontario - ein etwas verschlossener, spießiger Ort, aber kein krimineller, im Gegenteil: Die vom "alten Glauben" lehnen jede Form von Gewalt kategorisch ab. Nun aber liegt die Leiche einer jungen Frau am Ufer des Sees. Walter, ein wortkarger, schwerfälliger Mann, und sein jüngerer Kollege scheinen mit dem Fall überfordert - die Staatspolizei hat die Leitung der Untersuchung übernommen. Die Ermittlungen stürzen Walter in einen Konflikt. Er ist sicher, dass der Mörder ein Mann ist, den er kennt - der aktuelle Partner seiner eigenen Ex-Freundin, ein ziemlich anarchischer Typ. Walter setzt alles daran, den Verdächtigen zu überführen. Um etwas wiedergutzumachen? Tatsächlich hat der Polizist seine eigene "gewalttätige Geschichte": eine Neigung zu cholerischen Ausbrüchen, die ihn immer wieder zu überwältigen droht.

"Small Town Murder Songs" ist ein vielschichtiger Film: Sittenbild, Charakterstudie, Musikvideo und Krimi zugleich. In meditativen Bildern, getrieben von einem Soundtrack, der aus experimentellen Folksongs besteht, streift die Erzählung durch eine ländliche Gesellschaft, in der unterschiedliche Lebensstile koexistieren: die wie aus der Zeit gefallene Religiosität der Mennoniten, der Konformismus einer anderen Gemeinde, die Walter aufnimmt, nachdem ihn seine Familie verstoßen hat, schließlich eine säkulare untere Mittelschicht, vertreten durch Walters frühere Geliebte Rita und ihren Freund. Der Mordfall liefert dabei den Rahmen für eine Reflexion über das Verhältnis von gesellschaftlicher Norm und individueller Gewalt, von Moral und Glauben. Der Polizist muss sich von der Vorstellung verabschieden, er könne die Welt in Ordnung bringen, er muss loslassen und den Glauben, nach dem er gesucht hat, als Geschenk annehmen. Am Ende ist "Small Town Murder Songs" selbst ein kleines Wunder: die Geschichte einer Verwandlung, der es gelingt, die Versuchung zur Gewalt zu überwinden.

Trailer:
Film-Credits
Kanada 2010
Produzent:
3 Legged Dog Films und Resolute Films and Entertainment, Lee Kim, Ed Gass-Donnelly
Regie:
Ed Gass-Donnelly
Drehbuch:
Ed Gass-Donnelly
Kamera:
Brendan Stacey
Schnitt:
Ed Gass-Donnelly
Musik:
Bruce Peninsula
Darsteller:
Peter Stormare (Walter), Aaron Poole (Jim), Martha Plimpton (Sam), Jill Hennessy (Rita), Stephen Eric McIntyre (Steve) u.a.
Format:
HD 75 Min.
Verleih:
Cine Global Filmkunstverleih
Waltherstraße 29/RGB, 80337 München, Tel.:+49 089 21 557 239, Fax: +49 089 89 659 763, info@cineglobal.de, http://www.cineglobal.de/
Preise:
FIPRESCI-Preis, Turin 2010
Kinostart:
28. Juni 2012