Film des Monats: Mai 2009

Das Herz von Jenin (The Heart of Jenin)
Regie: Leon Geller, Marcus Vetter
Drehbuch: Leon Geller, Marcus Vetter
Deutschland 2008

Im Jahr 2005 in Jenin, einem der größten palästinensischen Flüchtlingslager im Westjordanland: Der 12-jährige Ahmed Khatib wird bei einer Razzia der israelischen Armee tödlich verletzt. Ein Soldat hatte Ahmeds Spielzeuggewehr für eine echte Waffe gehalten. Nach Rücksprache mit einem Imam und einem Vertreter der Al-Aksa-Brigaden beschließen die Eltern, die Organe ihres hirntoten Kindes sechs kranken israelischen Kindern zur Verfügung zu stellen. Ein Drusenmädchen kann nun mit Ahmeds Herz weiterleben, einem Beduinenjungen bleibt dank der Spenderniere die weitere Dialyse erspart. Was den Fall zu einem Medienthema macht, ist, dass Ahmeds zweite Niere der kleinen Tochter eines araberfeindlichen, orthodoxen jüdischen Siedlers eingepflanzt wird.

Der israelische Filmemacher Leon Geller und der Deutsche Marcus Vetter rekonstruieren die Geschichte zwei Jahre später anhand von TV-Material und der Befragung von betroffenen Familien und anderen Beteiligten. Sie begleiten Ismael Khatib, Ahmeds Vater, auf einer bewegenden Reise zu den Kindern, denen die Organe seines Sohnes das Leben retteten. Die Begegnungen mit den Familien führen zugleich das breite Spektrum der Probleme vor, die den Alltag israelischer Araber prägen. Der schwierigste Teil der Reise ist der Besuch bei dem jüdischen Siedler, der von beidseitiger Befangenheit, Unverständnis, aber auch tiefer Dankbarkeit seitens der jüdischen Familie bestimmt ist. Den Filmemachern gelingt es, die Dramatik dieser Situation spürbar zu machen, der eine hohe politische Symbolik innewohnt. „Das Herz von Jenin“ ist ein beeindruckendes Dokument, das auf der einen Seite die scheinbar unüberwindlichen Ressentiments zwischen Israelis und Arabern zeigt, die den Nahostkonflikt prägen. Auf der anderen Seite ist der Film aber auch ein Zeugnis dafür, dass Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft diesen Konflikt einmal überwinden könnten.

Als Download (PDF):
Film-Credits
Deutschland 2008
Produzent:
EIKON Südwest, Ernst Ludwig Ganzert, Ulli Pfau
Regie:
Leon Geller, Marcus Vetter
Drehbuch:
Leon Geller, Marcus Vetter
Kamera:
Nadav Hekselmann
Schnitt:
Saskia Metten
Musik:
Erez Koskas
Format:
HDCam, Farbe 98 Min.
Verleih:
Arsenal Filmverleih GmbH
Hintere Grabenstr. 20, Tübingen Tel.:+49 07071 9296-0, Fax: +49 07071 9296-11, info@arsenalfilm.de, www.arsenalfilm.de
Preise:
Cinema for Peace Award, 2009; DEFA-Förderpreis, DOK Leipzig 2008
FSK:
-
Kinostart:
7. Mai 2009