Film des Monats: April 2008
Als Jean-Dominique Bauby aus dem Koma erwacht, wird ihm langsam bewusst, dass er vollständig gelähmt ist - bis auf die Muskeln seines linken Auges. Der 42jährige Chefredakteur der Zeitschrift „Elle“ hat einen Gehirnschlag erlitten. „Locked-in-Syndrom“ lautet die Diagnose der behandelnden Ärzte - unheilbar. Nachdem der erste Schock überwunden ist, lernt Bauby mit Hilfe seiner Betreuerinnen zu kommunizieren, allein durch die Bewegung seines Augenlids. Aus Buchstaben, die ihm vorgelesen werden, lassen sich so Wörter und Sätze bilden. Auf diese Weise beginnt er sogar, seine Autobiographie zu schreiben. Die Erinnerungen an die Familie und an die Geliebte, Fantasien und Träume verdichten sich zu einer Suche nach einem existentiellen Halt, nach der eigenen Identität. Poetisch erzählt er von seinen Hoffnungen und Wünschen, von glücklichen und traurigen Momenten seines Lebens. Bei diesem Bekenntnis begleiten ihn selbstlos die beiden Betreuerinnen, die seine letzte Verbindung zur Außenwelt sind. Kurz nach Beendigung seines Buches stirbt Bauby im Jahr 1997.
Dem Film gelingt das Kunststück, über weite Strecken die Perspektive des in seinem Körper eingeschlossenen Kranken einzunehmen. Die Kamera erfindet Bildräume und ungewöhnliche filmische Darstellungsmittel für das Denken und Empfinden eines Menschen, dessen Mitteilungsfähigkeit auf ein Minimum beschränkt und der nahezu absolut auf sich selbst zurückgeworfen ist. Doch der verbliebene Rest an Kommunikation wird zu einem starken Ausdruck seiner Lebensbejahung. Mit subtilem Humor nimmt Bauby sich selbst, seine Umwelt und seine gelegentlich grotesk wirkende Abhängigkeit wahr. Solange er von seiner Sehnsucht nach lebendiger Beziehung erzählen kann, stirbt er nicht. Mit seiner Autobiographie nimmt er in Würde Abschied. Der Film ist viel mehr als eine Krankengeschichte: er ist eine Ermutigung zum Leben im Schatten der ständigen Gegenwart des Todes.
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