Film des Monats: August 2007

Am Ende kommen Touristen
Regie: Robert Thalheim
Drehbuch: Robert Thalheim
Deutschland 2007

Die Jugendbegegnungsstätte Auschwitz war nicht das bevorzugte Ziel für den Zivildienst von Sven. Lieber wäre er nach Amsterdam gegangen. Zuletzt blieb nur die Stelle in der polnischen Kleinstadt Oswiecim, deren deutscher Name zum Symbol für den nationalsozialistischen Völkermord geworden ist. Im Gästehaus der Gedenkstätte trifft er auf den alten Stanislaw Krzeminski, der die „Todesfabrik“ überlebt hat und seitdem die Koffer der Ermordeten restauriert. Sven soll sich um ihn kümmern. Doch für Krzeminski ist die „Betreuung“ durch einen Deutschen eine Zumutung. Sven und die Dolmetscherin Ania verlieben sich ineinander. Langsam begreift er, was Krzeminski bewegt, der im Alltag des Erinnerungsbetriebs immer mehr ins Abseits gerät. Als bei der Einweihung eines Mahnmals die Geschäftsführerin einer von Deutschen gekauften Chemiefabrik Krzeminski das Wort abschneidet, stellt Sven sie zur Rede. Ania will sich von ihm trennen, weil sie nach Brüssel geht. Sven will seinen Zivildienst abbrechen und nach Hause fahren, doch dann kommen neue Touristen.

Der Film öffnet den Blick für die Schwierigkeiten einer Erinnerungskultur, die versucht, ein unerträgliches Ereignis fassbar zu machen: die Vernichtung von Millionen durch staatlich angeordneten Mord. Nur begrenzt sind ein Museum oder eine Begegnungsstätte in der Lage, Ausmaß und Schrecken dieses Verbrechens erkennbar zu machen. Im Umgang mit einem Überlebenden und in der Konfrontation mit der Alltagsrealität des heutigen Oswiecim entwickelt Sven allmählich ein Gespür für die Besonderheit des Ortes. Unspektakuär, in einem dokumentarisch wirkenden Gestus, verdeutlicht der Film einen Lernprozess, der die Bedürfnisse und Fragen der jungen Generation aufgreift und die Aufmerksamkeit für die falschen Töne routinierter Gedenkpraxis schärft. Er ermöglicht dadurch tragfähige Einsichten für eine eigene, tiefere Auseinandersetzung mit Auschwitz.

Als Download (PDF):
Film-Credits
Deutschland 2007
Produzent:
23/5 Filmproduktion, Britta Knöller, Hans-Christian Schmid
Regie:
Robert Thalheim
Drehbuch:
Robert Thalheim
Kamera:
Yoliswa Gärtig
Schnitt:
Stefan Kobe
Musik:
Anton K.Feist, Uwe Bossenz
Darsteller:
Alexander Fehling (Sven Lehnert), Ryszard Ronczweski (Stanislaw Krzeminski), Barbara Wysocko (Ania Lanuszewski) u.a.
Format:
35mm, Farbe 85 Min.
Verleih:
X Verleih AG
Kurfürstenstraße 57, 10785 Berlin, Tel.:+49 030 26933-600, Fax: +49 030 26933-700, info@x-verleih.de, http://www.x-verleih.de/
FSK:
ohne Altersbeschränkung
Kinostart:
16. August 2007