Film des Monats: April 2007
Ein trockener Humor, Höflichkeit und Einfühlsamkeit, heißt es, seien typisch für die Menschen in der Region um St. Paul, Minnesota. Hier produziert der Radiomoderator Garrison Keillor seit mehr als dreißig Jahren die Live-Sendung „A Prairie Home Companion“ (so auch der Originaltitel des Films) – irgendwo zwischen Kleinkunst und Kekswerbung. Keillor ist in den USA eine Legende, und zur letzten Kinoarbeit des im November 2006 gestorbenen Regisseurs Robert Altman hat er nicht nur das Drehbuch geschrieben. Der Moderator tritt selbst auf, als Spielleiter, der auf der Bühne eines alten Theaters ein Star-Ensemble aus Hollywood durch ein erfundenes, aber an den Geist der Originalsendung angelehntes Programm führt. Ihnen allen ist klar, dass sie nach diesem Abend arbeitslos sein werden: In einer Loge sitzt ein „Vollstrecker“, der die Sendung im Auftrag des Geldgebers abwickeln soll. Was niemand weiß, ist, dass der Tod selbst in der Kulisse spukt. Die allgegenwärtige Zuschauerin im überirdisch cleanen Trenchcoat kann jedenfalls nicht von dieser Welt sein.
Leicht, aber nie lässig hat Altman diese Show mitsamt dem Geplänkel in der Garderobe und dem Chaos zwischen den Auftritten inszeniert. Leicht, aber nie lässig entfaltet er dabei große Themen: Es geht um die Sprache, in der von Gefühlen erzählt wird, um Heimat und Entfremdung, das Abschiednehmen und das Weiterleben, wenn etwas zu Ende gegangen ist. Vor allem aber geht es um die Sorgfalt, mit der der Film seine Figuren beim Leben, seine wunderbaren Schauspieler beim Experimentieren mit Stimme und Körper beobachtet. In ihrer Charaktervielfalt, ihrer handwerklichen Meisterschaft und Detailfülle feiert Altmans Regie eine am Menschen und seiner Erscheinung orientierte Art des Filmemachens, die im Kino der technischen Sensationen auszusterben droht. Er weckt damit die Sehnsucht nach einer humanen Beheimatung, die in der Country-Musik des Films und seiner flüchtigen Kunstwelt ihren Ausdruck findet.
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