Film des Monats: Oktober 2000
Der 17-jährige Janosch kommt mit der Schule und mit seiner Mutter nicht mehr zurecht und verlässt sein Zuhause. Bei seinem alten Kumpanen Koma, der eine führende Rolle in der lokalen Skinheadszene spielt, lernt Janosch das Lebensgefühl der Skins und ihre Riten kennen: Pogo tanzen, unliebsamen Zeitgenossen aufs Maul hauen, saufen und jede Menge Spaß haben. Körperkult und die Demonstration von Stärke faszinieren Janosch; er wird selber ein Skin, der bewundert und gefürchtet werden will. Unzufrieden mit sich und sauer auf seine Freundin Sandra, die von ihm mehr Verantwortung für ihre neugeborenen Zwillinge fordert, wird Koma immer aggressiver.
Bei einem Tätowierer ist Janosch dem Punk Zottel begegnet, der als Feuerspucker und Jongleur über Land zieht. Verdreckt und bekifft haust er mit seinem Hund in einem Bauwagen. Bei ihm findet Janosch Fantasie und menschliche Nähe. Als Koma die beiden während eines übermütigen und erotischen Schlammbades beobachtet, misshandelt er Zottel aus Eifersucht und Wut und tritt ihm am Bordstein die Zähne ein. Dadurch wird Janosch zu einer Entscheidung herausgefordert.
OI! WARNING ist vor allem ein Film über die Suche nach männlicher Identität und erst dann auch ein Film über Skins und Punks. Visuell hebt der in Schwarz-Weiß gedrehte Film die Körperlichkeit der Akteure hervor, über die sie zugleich ihre Empfindungen mitteilen: die Glatze und das Tattoo, die Verletzung durch körperliche Gewalt, ungefilterte Sexualität, Nacktheit, Schweiß und Schmutz. Die szenespezifische Musik unterstreicht die Suche des Heranwachsenden nach individueller Nähe und sozialer Anerkennung. Die Kameradschaft Komas mit ihrer kalten Härte wird für Janosch durch die sensible Freundschaft mit Zottel abgelöst. Stereotyp zeichnet der Film die sozialen Zusammenhänge wie die Schule, das Milieu der Reichen und der kleinbürgerlichen Familie. Seine große Stärke ist die aufmerksame und dichte Wahrnehmung der Lebenswelt von Skins und Punks, die deren widersprüchlichen Reiz für Jugendliche, deren Selbstisolation und trotzige Selbstbehauptung verständlich macht und einer politisch undifferenzierten und bequemen Ettikettierung der Skinheads als Rechtsextremisten widerspricht.
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