Film des Monats: Januar 2002
Ein Straßenname in Hollywood ist Ausgangs- und Fluchtpunkt in einem mysteriösen Thriller, der viele Spuren kennt, aber keine Lösung. Eine junge Frau soll während einer Autofahrt auf dem Mulholland Drive erschossen werden. Ein Frontalzusammenstoß, den nur sie überlebt, verhindert den Mord. Nach dem zweifachen Schock kann sie sich weder an ihren Namen noch an die vergangenen Geschehnisse erinnern. In diesem Zustand findet sie sich bei einer jungen Schauspielerin wieder, die gerade nach Hollywood gekommen ist und in das Appartement ihrer Tante einzieht. Auf der Suche nach ihrer Identität, bei der ihr die junge Schauspielerin behilflich ist, geraten beide in ein Verwirrspiel der Rollen und Personen, in dem sich das Show- und Filmgeschäft zu verdoppeln scheint. Die Identität der handelnden Personen bleibt ein Geheimnis, for ever. Ein vom Produzenten entlassener Filmregisseur, ein Cowboy, ein Killer in Schwierigkeiten: Wesen wie aus einer Traumwelt und zugleich höchst real. Eifersucht und Einsamkeit, Machtkämpfe und Mordabsichten, sehnsüchtiges Verlangen nach Anerkennung und verletzende Ablehnung bilden den Reigen der Motive, die Lynch in einer fragmentarischen Erzählung und surrealen, albtraumhaften Bildern zur Darstellung bringt. Diese hochkomplexe Parabel über die verlorene Identität des modernen Menschen, der sich weder in seinen Rollen noch in seinen Gefühlen zurechtfindet, vermittelt einen Blick in den Abgrund und die unbewussten Nachtseiten der Seele. Keine Rekonstruktion einer "story”, einer in sich plausiblen Geschichte, kann den Riss heilen, der sich durch die Personen zieht. Der Film stellt nicht einfach eine Kritik am Showbusiness dar, sondern er konfrontiert den Zuschauer aus einer existenziellen Perspektive mit der Doppelbödigkeit unserer Welt, von der Hollywood mit seinen Produkten nur ein Teil ist. Diese Reise durch Abgrund und Albtraum hinterlässt das Gefühl eines nachhaltigen Verlusts, weil sie das naive Vertrauen in lebendige Personen und Beziehungen erschüttert - und in die Geschichten des Kinos selbst.
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