Film des Monats: Dezember 2002
Der erste fast ausschließlich von Eskimos und nördlich des Polarkreises gedrehte Film erzählt eine archaische Legende. Ein Fluch liegt über dem kleinen Stamm der Inuit. Ein fremder Schamane hat den Sohn des Häuptlings zum Vatermord getrieben und Eifersucht, Hass und Rache zwischen den Familien gesät. Eine Generation später eskaliert der Konflikt zwischen dem Häuptlingssohn Oki auf der einen und den Brüdern Amagjuag und Atanarjuat auf der anderen Seite. Atanarjuat, der schnelle Läufer, gewinnt die Liebe von Atuat, die Oki versprochen ist. Amagjuat wird von Oki und seinen Brüdern im Schlaf ermordet. Atanarjuat entkommt wie durch ein Wunder; nackt und mit bloßen Füßen kann er über das Eis entfliehen. Um Atuat zu besitzen, tötet Oki auch seinen Vater und wiederholt damit das ursprüngliche Verbrechen. Nach seiner Genesung bei einer gastlichen Familie kehrt Atanarjuat zurück und stellt die Ehre der gedemütigten Atuat wieder her. Eine alte Schamanin kann den Fluch beenden, indem sie den Dämon der Gewalt austreibt und die Familien wieder versöhnt.Von Generation zu Generation wurde das Epos von Atanarjuat weitererzählt und bildet mit anderen Geschichten das Gedächtnis der Inuit. Wie in den Epen der europäischen Antike werden elementare Beziehungen und Konflikte einer Gemeinschaft entfaltet. Eingebettet in die arktische Landschaft mit ihrem eigenen Licht und ein detailgenau gezeigtes Alltagsleben, das für die Inuit selbst schon Vergangenheit ist, verleiht der Film dem Drama eine zeitlose Präsenz. Er schreibt das tradierte Wissen um Schuld und Vergebung, Fluch und Segen fort und bereichert zugleich das Weltkino um bislang ungesehene Bilder. Der Blick in die fremde Welt der ÂInuit eröffnet auch einen universalen Horizont: Der schnelle Läufer Atanarjuat wird zum Symbol für alle Entronnenen, von denen die Versöhnung einer zerstörten Gemeinschaft ausgehen kann.
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