Film des Monats: November 2002
Entschlossen reißt sich der von den Ärzten bereits Totgesagte die Schläuche vom Körper, richtet sich die Nase und verlässt die Intensivstation - als gelte es, mit Gewalt noch einmal ins Leben zurückzukehren. Der Mann ohne Namen war zuvor beraubt und brutal zusammengeschlagen worden. Sein Gedächtnis hat er dabei verloren. In einer Containersiedlung am Stadtrand von Helsinki beginnt er ein neues Leben und findet in einer Heilsarmistin die große Liebe. Doch vor das neue Leben hat die Bürokratie ihre Hürden gestellt, für die ein Mann ohne amtliche Identität und Sozialversicherungsnummer nicht existiert. Die Story von Kaurismäkis Film betont von Beginn an, mit der Auferstehung von den Toten, ihren märchenhaften und utopischen Grundzug. Ausgerechnet da, wo keiner mehr etwas zu verlieren hat, trifft sein Protagonist auf Menschlichkeit und Solidarität. Und gerade dieser Mann, der über sich selbst nichts mehr weiß, ist in der Lage, die anderen mit seinem Elan mitzureißen: Auf seinen Rat steigt das Blasorchester der Heilsarmee erfolgreich auf modernere Rhythmen um. Wie seine Protagonisten befindet sich auch der Film in einer Zwischenwelt, einer lakonisch grundierten Mischung aus Komödie und Melodram, die durch den differenzierten Einsatz der Musik bisweilen opern- und musicalhafte Züge trägt. Den Märchenmotiven wird freilich der Realismus farbgesättigter und tiefenscharfer Bilder von der Welt der Tagelöhner, Trinker und armen Leute gegenübergestellt. Kaurismäkis Film spielt mit dem Motiv der "zweiten Chance", dem Wunsch eines jeden, die Zeit zurückzudrehen und alles anders zu machen. Seine ganze Sympathie gilt den "Erniedrigten und Beleidigten", denen er, anders als Dostojewskijs gleichnamiger Roman, die kleine Utopie eines gelingenden Lebens gewährt - jenseits der Glücksverheißungen der Konsumgesellschaft.
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