Film des Monats: Oktober 2003

Es ist Wahltag.  Über einer Insel vor der iranischen Küste wirft ein Flugzeug per Fallschirm eine Kiste mit einer Wahlurne ab. Ein Soldat nimmt  sie in Obhut und wartet auf den angekündigten Wahlleiter. Zu seiner Verblüffung stellt sich heraus, dass der "Wahlleiter" eine Frau ist. In einem Militärjeep brechen beide auf, um bis zum Abend möglichst viele Wählerstimmen einzusammeln. Das ist kein einfaches Unterfangen, wenn das Wahlvolk verstreut in einer wüstenartigen Einöde lebt und aus misstrauischen Schmugglern, analphabetischen Hirten, Fischern und von Männern bevormundeten Frauen besteht.Babak Payamis Grundkurs in iranischer Demokratie verwickelt die beiden Protagonisten immer wieder in absurd-komische Situationen, die aus dem Kontrast zwischen dem formalen Verfahren der Wahl und den konkreten Lebensbedingungen entstehen. Die Wahlleiterin, von missionarischem Eifer getrieben, muss bald erkennen, dass ihr politisches Credo auf Skepsis und unerwartete Widerstände stößt. Archaische lokale Herrschaftsverhältnisse und täglicher Überlebenskampf, Sitten und Gebräuche, das elementare Drama einer Geburt oder der Glaube an die Allmacht Gottes, all das reibt sich mit dem Versprechen, durch die Abgabe einer Stimme eine bessere Zukunft herbeiführen zu können.
Dennoch mündet der Film nicht in Resignation. Der Soldat, anfangs mürrisch, entwickelt allmählich Bewunderung für die Ausdauer der Wahlleiterin und Respekt für ihre Überzeugung. Wenn er am Ende ihr seine Stimme gibt, so ist das mehr als ein schüchterner Sympathiebeweis. Als sie ihm vorhält, er habe keinen offiziellen Kandidaten gewählt, antwortet er amüsiert: Er habe gedacht, die Wahl sei geheim. Wenigstens diese Stimme spricht für den politischen Fortschrittsglauben, den der Film in Form einer lakonischen Groteske auf den Prüfstand stellt.


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