Film des Monats: März 2003
Jüdischer Herkunft, in Bagdad geboren und in der säkularen arabischen Kultur aufgewachsen: Prof. Shimon Ballas, der Bestsellerautor Sami Michael, der in Arabisch schreibende Autor Samir Naqqash und der Unternehmer Moshe Houri leben seit Jahrzehnten in Israel. Sie erzählen von erster Liebe auf der Brücke über den Tigris, vom Engagement in der irakischen kommunistischen Partei, von der Begeisterung für ägyptische Filme und von der engen Verbundenheit mit der arabischen Sprache. Als sephardische Juden, die in Arabisch schreiben, sind sie in beiden Kulturen zu Hause und in beiden Außenseiter. In Israel haben sie soziale und kulturelle Ausgrenzung durch die europäisch geprägte Gründergeneration erfahren, in Bagdad waren sie als jüdische Minderheit geduldet, aber nicht gleichberechtigt. Die Melancholie des Rückblicks auf die vergangenen Zeiten in Bagdad und die Trauer über die aktuelle Feindschaft zwischen Juden und Arabern bestimmen ihr Lebensgefühl. Diese aus dem Irak eingewanderten Israelis sind Zeugen für ein von Hochschätzung und Toleranz getragenes jüdisch-arabisches Verhältnis.Die Film- und Kulturwissenschaftlerin Ella Shohat, die selbst einer Familie entstammt, die aus dem Irak nach Israel eingewandert ist, hat die diskriminierenden Erfahrungen der orientalischen Juden in den ersten Jahrzehnten des Staates Israel untersucht. An Filmbeispielen und exemplarischen Alltagserfahrungen illustriert sie die kulturellen und sozialen Schwierigkeiten der "Mizrahim", d.h. der aus arabischen Ländern nach Israel Eingewanderten. In den Bildcollagen einer geteilten Leinwand, auf der wir sowohl die Gesichter der Interviewten als auch dokumentarisches Filmmaterial sehen, spiegelt sich das Leben zwischen den Kulturen. In der weltpolitischen Konfrontation zwischen arabischen und westlichen Gesellschaften plädiert der Film für eine differenzierte Wahrnehmung der Kulturen, die den vorherrschenden Klischees widerspricht.
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