Film des Monats: Juli 2001
Herr NJ Jian, seine Frau Min-Min und die beiden Kinder sind eine gutsituierte bürgerliche Kleinfamilie. In ihrer Wohnung in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh leben sie zusammen mit Min-Mins Mutter. Jian steht vor einer beruflichen Neuorientierung, denn das Computergeschäft, das er mit seinem Bruder betreibt, steckt in einer Flaute. Ein Schlaganfall stürzt die Großmutter in ein tiefes Koma und stellt die Familie vor Herausforderungen, denen Min-Min nicht gewachsen ist. Sie muss in ein Sanatorium, so dass die anderen Familienmitglieder vorübergehend für sich selbst sorgen müssen. Die heranwachsende Tochter Ting-Ting verliebt sich, der achtjährige Sohn Yang-Yang, der meist sich selbst überlassen bleibt, fotografiert Dinge, die andere Menschen nicht sehen können, z. B. ihre Hinterköpfe. Und der Vater NJ trifft nach 30 Jahren seine erste Liebe wieder...
Edward Yangs dreistündiger Film ist ein Kaleidoskop von Szenen, die mit handwerklicher Meisterschaft geradezu beiläufig miteinander verwoben werden. Der völlig unspektakuläre Film belegt, dass das 'wirkliche’ Leben noch immer der beste Ideenlieferant für das Kino ist. Dort findet Yi Yi seine Charaktere, denen der Film einen Entfaltungsspielraum einräumt, wie man ihn aus dem plot- und handlungsfixierten Erzählkino nicht mehr kennt.
"Es ist nicht richtig", sagt der Freund ihrer besten Freundin, als Ting-Ting mit ihm im Zimmer eines Love-Hotels steht. Dieser Satz kann als Motto für diesen Film gelten, der von Liebe und Tod, den ersten und den letzten Dingen handelt. Er erzählt aber auch ganz undramatisch von gesellschaftlichen Umbrüchen, familiären Krisen, von alltäglichen Erwartungen und Enttäuschungen, in denen die einzelnen sich selbst finden müssen.
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