Film des Monats: April 2012
Konzepte, Strategien und Selbstbilder der modernen Angestelltenwelt sind Thema von Carmen Losmanns Dokumentarfilm „Work Hard – Play Hard“. Architekten entwerfen den Büroraum der Gegenwart im Design moderner Wohnzimmer oder Cafés. Arbeit und Lifestyle sollen miteinander verschmelzen. Die global vernetzten, hoch mobilen Beschäftigten kennen keine festen Arbeitszeiten mehr; Sie arbeiten, geleitet von innerer Motivation, an der ständigen Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit. Kreativität wird systematisch gefördert, um Wettbewerbsvorteile für das Unternehmen zu erzielen. Der Mensch als sich selbst optimierende Ressource im Interesse des wirtschaftlichen Erfolgs und der Gewinnmaximierung steht im Zentrum der Bemühungen von Unternehmensberatungen und Assessmentcentern. Der Job soll zur Berufung werden, die lebenslange Lern- und Veränderungsbereitschaft und die Fähigkeit zu andauernder Selbstkritik verlangt. „Flache Hierarchien“ und hohe Teamfähigkeit lassen Vorgesetzte überflüssig werden, weil die Unternehmensziele zu einem prägenden Teil des Ichs geworden sind.
Das Beunruhigende an Carmen Losmanns Beobachtungen ist der Totalanspruch, den das heutige „Human Resource Management“ an die Beschäftigten stellt. Stets abrufbereit und flexibel, stehen sie unter einem steigenden Erwartungsdruck seitens der Arbeitgeber. In Interviews und Gesprächen, in denen Personalmanager und Unternehmensberater in großer Offenheit Auskunft über ihre „Unternehmensphilosophie“ geben, wird die Entgrenzung der Arbeit gegenüber allen anderen Lebensbereichen wie Familie oder Freizeit spürbar. Wie mit Fehlern und Schwächen, Erschöpfung, Mühe und Leid umgegangen wird, kommt in diesen zielorientierten Selbstverbesserungsprogrammen nicht vor. Selbstüberforderung und Opportunismus sind die Folge. Die Würde des Menschen steht auf dem Spiel, wenn die Grenzen der Arbeit gegenüber der Person und ihrem Leben nicht mehr erkennbar sind.
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