Film des Monats: April 2011
Auf den Bewohnern der Ozarks im südlichen Missouri lastet ein ehernes Schweigebot. Die Produktion der Droge Crystal Meth hat eine von latenter Gewalt zusammen gehaltene, selbstzerstörerische Gemeinschaft geschaffen. In dieser Welt kümmert sich die 17-jährige Ree um ihre kleinen Geschwister Sonny und Ashlee und um ihre psychisch kranke Mutter. Ihr Vater, auch er in Drogendeals verstrickt und im Konflikt mit dem Gesetz, ist gegen Kaution freigelassen worden und danach verschwunden. Ihr Haus hat er als Sicherheit verpfändet. Wenn er zum nächsten Gerichtstermin nicht erscheint, verliert die Familie ihre einzige Zuflucht. Ree muss den verschwundenen Vater unbedingt finden. Ihre hartnäckigen Fragen lösen Unruhe aus, weil jeder Fragen zu fürchten hat; niemand will ihr helfen. Selbst als sie zusammengeschlagen wird, gibt sie nicht auf. Schließlich erfährt sie von ihrem Onkel Teardrop, dass ihr Vater tot ist. Doch ohne Beweis steht sie mit leeren Händen da.
Auf die Ränder der amerikanischen Gesellschaft richtet der Film den Blick. Durch prekäre Lebensverhältnisse, zerstörte Familien und einen undurchdringlichen Sumpf aus Schweigen und Illegalität wird das Leben zur Bewährungsprobe. Mitgefühl und Rücksichtnahme sind zu Außenseitertugenden geworden, die nur ein Teenager – Ree – noch aufbringt. Alltägliche Fürsorge für die Restfamilie im sozialen Milieu von Randexistenzen wird zum unheroischen Überlebenskampf in einer scheinbar ausweglosen Situation. Die Aufnahmen des Waldes und der heruntergekommenen Häuser verstärken das Gefühl der Ausgrenzung, eine Viehauktion und Countrymusik, Reste einer einst intakten Tradition, signalisieren die Sehnsucht nach gesellschaftlicher Akzeptanz. Der atmosphärisch ungewöhnlich dichte Film, ein beklemmender Neo-Western, überzeugt als Charakterstudie eines Menschen, der unter schwierigsten Bedingungen aufwächst und einen Weg der Selbstachtung und der sozialen Verantwortung findet.
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