Film des Monats: Juli 1988
Welcome in Vienna ist ein Film über die versuchte und gescheiterte Rückkehr von Emigranten, die als amerikanische Soldaten nach dem 2 Weltkrieg in das zerstörte Wien als „Sieger“ einziehen Neubeginn und die Stunde Null hat es 1945 so wenig gegeben wie die öffentliche Übernahme von Schuld und Verantwortung für die nationalsozialistische Vergangenheit. Die Pragmatik des Überlebens zwang zu Anpassung an die Verhältnisse, welche nach den besten Ausgangspositionen für eine künftige gesellschaftliche Stellung suchte.
Der Moralist Freddy Wolff, der 1938 aus Wien emigrieren musste, findet weder privat noch politisch einen Ort in seiner alten Heimatstadt, wo er leben könnte. Sergeant Adler, ein Berliner Emigrant, ist Kommunist, wird in seinen politischen Hoffnungen desillusioniert und wandelt sich zum zynischen Karrieristen, der mit dem Opportunisten Treschensky zusammenarbeitet.
Durch die Schwaz-Weiß-Bilder gewinnt der Film quasi dokumentarischen Charakter, der den Zuschauer in die Welt des zerstörten Nachkriegswien hineinnimmt und die Suche der Emigranten nach Identität in ihrer Vielfalt, aber auch in ihrem Scheitern zeigt. Emigration bedeutet Ortlosigkeit, die auch durch Rückkehr in die angestammte Heimat nicht aufgehoben wird. Ob Identität ohne den moralischen Kompromiss und die Verdrängung der Vergangenheit überhaupt möglich ist, bleibt die offene Frage, mit der Welcome in Vienna den Betrachter entlässt. Zugleich macht der Film sensibel für eine Perspektive der Geschichte, die nach Vertreibung und Emigration nicht weitergehen kann, als ob Verfolgung und Vernichtung von Millionen Menschen nicht geschehen wären.
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