Film des Monats: Februar 2007
Seit Ende des zweiten Weltkrieges gibt die 80 jährige Pianistin Traude Krüger Klavierunterricht im Frauengefängnis. Dort begegnet sie der jungen Jenny, die wegen Mordes verurteilt wurde. Sie ist eine große musikalische Begabung und zugleich äußerst aggressiv. Die alte Klavierlehrerin möchte, dass Jenny am Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilnimmt. Sie willigt ein, widersetzt sich aber der strengen Disziplin und persönlichen Kälte der Lehrerin. So unterschiedlich beide erscheinen: verbunden sind sie durch Gewalterfahrungen, die ihre Zukunft zerstört haben. Während Jenny von ihrem Stiefvater missbraucht wurde, hat Traude Krüger die Liebe ihres Lebens verloren, eine kommunistische Freundin, die von den Nazis ermordet wurde. Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit Mithäftlingen soll Jenny nicht am Finale des Wettbewerbs teilnehmen dürfen. Frau Krüger kündigt ihren Unterricht auf und flieht mit ihr. Als die Polizei sie findet, bleiben Jenny noch vier Minuten für einen furiosen musikalischen Auftritt.
Der Film erschließt extreme Gefühlslagen und Erfahrungswelten und entwickelt aus der Verbindung von Gefängnis- und Künstlerdrama eine hohe emotionale Intensität. Ohne sentimentale Beschönigung schildert er das Schicksal zweier traumatisch verletzter Frauen, die angesichts erdrückender, jede individuelle Abweichung und Begabung mißachtender Umstände um ihre Selbstbehauptung kämpfen. Dabei ermöglicht ihnen die Musik eine innere Freiheit angesichts äußerer Zwänge und schlägt eine Brücke zwischen den Generationen. Die grandiose schauspielerische Leistung der beiden Hauptdarstellerinnen, der Realismus des Gefängnislebens und die durch Kamera und Dialog erzeugten Kontraste machen die Dramatik dieses Kampfes überzeugend sichtbar. „Vier Minuten“ ist ein filmisches Ereignis – und ein gelungenes Plädoyer für die Chance, sich aus aufgezwungenen Mechanismen und persönlicher Verschlossenheit lösen zu können.
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