Film des Monats: Mai 2003
Die Geschichte erinnert an viele der alten Geschichten, die wir schon zu kennen glauben: Die Freundschaft zweier Männer, Balaram und Nemai, verbunden durch die gemeinsame Arbeit bei der Eisenbahn und ihre Leidenschaft für den Ringkampf, wird zerstört durch das Erscheinen von Uttara, einer Frau, die Balaram aus seinem Heimatort holt und heiratet. Der spielerisch-sportliche Kampf, der die fast zärtliche Nähe der beiden Männer spiegelt, schlägt in echten, eifersüchtigen Kampf um und macht sie blind für die Gewalttätigkeit um sie herum. Uttara versucht vergeblich, sie zu Hilfe zu holen, um den Auftragsmord dreier Hindufanatiker an einem christlichen Priester zu verhindern. Dieser Vertreter einer Minderheit in Bengalen lebt mit seinen hinduistischen Nachbarn in praktizierter Nächstenliebe. Er speist die Armen und kümmert sich um einen Waisenjungen, den er Matthew getauft hat. Der Junge überlebt den Brandanschlag auf den Priester und den Mord an Uttara, aber sein Entsetzen und seine Trauer finden keinen Trost. Weder die Natuas, die Maskentänzer, die mehrmals in brechtisch-verfremdeten Einschüben durch das Bild wandern und die Handlung singend kommentieren, noch eine friedliche Gemeinschaft von Kleinwüchsigen können ihn davon erlösen. Der Film des bengalischen Dichters und Regisseurs Buddhadeb Dasgupta fasziniert durch eine poetische Bildsprache, die Natur und Alltag, realistische und magische Elemente verknüpft. Er stellt dem populären indischen Filmmusical eine eigenständige Vision entgegen, die ein ebenso detailliertes wie symbolkräftiges Bild indischen Dorflebens in der bengalischen Provinz entwirft. Mit der Zerstörung einer friedlichen Gemeinschaft durch religiös motivierte Gewalt greift der Film einen nicht nur für Indien zentralen Grundkonflikt auf. In der Symbolik des Films wird diese Gewalt zu einem Anschlag auf eine kosmische Harmonie, über ihre politische und individuelle Dimension hinaus.
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