Film des Monats: April 2001
Im Rollstuhl lässt René (Olivier Gourmet) sich auf den Straßenstrich schieben. Er, der schwerstbehinderte, aufmüpfige Heimbewohner, dessen sexuelle Nöte sich in Aggressionen Luft schaffen, hat in Julie (Nadia Kaci) seinen rettenden Engel gefunden. Die selbstbewusste Betreuerin dirigiert ihn in eins der rollenden Stundenhotels an der Staatsstraße „Route Nationale 7“ bei Toulon. Dort empfängt ihn Florèle (Nadine Marcovici) als anfangs unwillige Liebesarbeiterin. Beim ersten Mal muss Julie ihrem ungelenken Schützling noch angewidert das Präservativ überziehen. Doch später findet Florèle anscheinend Gefallen an ihrem bärbeißigen Klienten.
Mit ihren bezahlten Liebesdiensten verändert die burschikose Hure nicht nur die Leidensmiene von René, sondern auch die Atmosphäre der gesamten katholischen Behinderteneinrichtung. Florèles Domizil wird zum sommerlichen Ausflugsziel für René und seine Freunde.
Zu Beginn dieser komödiantisch erzählten Geschichte einer Befreiung von Tabus und Vorurteilen hatten heimkehrende Lourdespilger begeistert „Zündet an das Licht“ gesungen, gegen Ende stimmen sie erneut in den frömmelnden Schlachtruf ein. Diesmal jedoch verlangen sie die Zulassung der unmoralischen Heiligen Florèle ins kirchliche Patenamt. Getauft wird der nordafrikanische, homosexuelle Konvertit Rabah, der wie Florèle begeisterter Fan von Johnny Hallyday ist.
Mit lockerer Hand, ohne in Klischees abzugleiten, thematisiert der Film die Sexualität von Behinderten und zollt zugleich der Würde von Prostituierten Respekt. Das Ganze, bewusst orientiert am Stil der dänischen DOGMA-Filmer, wird hautnah mit einer digitalen Handkamera (Jean-Paul Meurisse) aufgezeichnet, die den Betrachter mitten ins Geschehen versetzt. Der authentische Hintergrund der Geschichte, der Drehort, eine französische Behinderteneinrichtung, und die Mitwirkung von Behinderten steigern die dokumentarische Wirkung des Films.
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