Film des Monats: Januar 2012
Im bolivianischen Hochland wird ein Film über den Beginn der Eroberung Latein- und Mittelamerikas durch die Spanier gedreht. Er soll von der Ankunft von Christopher Kolumbus in der neuen Welt, dem Aufstand des Taino-Häuptlings Hatuey auf Kuba und dem Widerstand der Dominikanermönche Antonio de Montesinos und Bartolomé de las Casas gegen die Versklavung und Ausbeutung der indigenen Bevölkerung erzählen. Hergestellt wird der Film während des erfolgreichen Kampfes der Bevölkerung von Cochabamba gegen die Privatisierung ihres Trinkwassers im Jahr 2000. Einer der Anführer des Aufstandes gegen den Verkauf der Wasserversorgung durch die Stadtverwaltung ist der Einheimische Daniel. Als Laiendarsteller spielt er im Film den Taino-Häuptling Hatuey. Für den jungen Regisseur Sebastián und den Produzenten Costa werden die Dreharbeiten zu einem historischen und sozialen Drama, bei dem sie selbst und ihr Filmprojekt auf dem Prüfstand stehen.
Indem der historische Film über den Beginn der Kolonisation, die Geschichte seiner Dreharbeiten und der aktuelle Wasserkonflikt miteinander verwoben werden, entwirft der Film eine spannungsreiche Konstellation von Gegenwartsanalyse und Bilderproduktion. Geradezu dokumentarisch wird die aktuelle Lage der indigenen Bevölkerung gezeigt: sozial an den Rand gedrängt, sucht sie nach einer wirksamen Form für ihre Wut und ihren Protest. Die Bilder des Historienfilms wiederum formulieren eine Anklage gegen die menschenverachtende Politik der Eroberer. Das Filmteam jedoch sieht über die gegenwärtige Missachtung elementarer Menschenrechte zunächst hinweg. Die Filmproduktion im Film wird angesichts realer Ungerechtigkeiten und tödlicher Auseinandersetzungen um die Befriedigung von Grundbedürfnissen selbst zum Problem. Kein Produzent, kein Regisseur und kein Schauspieler kann sich den Fragen nach den langen Schatten des kolonialistischen Erbes entziehen. Auch das Publikum wird unausweichlich mit diesen widersprüchlichen Perspektiven konfrontiert.
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