Film des Monats: August 2015
Durch die Straßen Teherans fährt ein Taxi und sammelt Passagiere auf: eine Lehrerin und einen Mann, die über die Todesstrafe streiten, einen Videohändler, der illegale Kopien von westlichen Filmen verkaufen will, zwei ältere Frauen, die voller Aberglaube zwei Goldfische zu einer Quelle bringen, um ihr Leben zu retten, einen Mann, der bei einem Unfall verletzt wurde und von seiner panischen Frau ins Krankenhaus gebracht wird. Taxifahrer ist der Regisseur Jafar Panahi selbst, der seinen Fahrgästen mit Humor und Verständnis begegnet. Schließlich holt er seine vorlaute Nichte von der Schule ab, die selbstbewusst auf einem Frappuccino besteht und mit ihm über ein schulisches Kurzfilmprojekt debattiert. Zu ihnen steigt eine befreundete Rechtsanwältin, die über Hungerstreiks und die Haftbedingungen in iranischen Gefängnissen spricht. Am Ende verlässt Panahi mit seiner Nichte das Taxi. Sofort brechen Unbekannte das Auto auf und stehlen die Kamera und die von ihr aufgezeichneten Bilder.
Jafar Panahi ist von der iranischen Justiz 2010 zu einer Haftstrafe und zu 20 Jahren Berufsverbot verurteilt worden - ein Akt der Zensur gegenüber einem kritischen, international gefeierten Filmemacher. „Taxi Teheran“ ist der dritte Film, den der Regisseur trotz dieser Restriktionen gedreht hat. Das Taxi wird zum Studio, manches wirkt wie zufällig und alltäglich, anderes kunstvoll inszeniert. So entstand ein einzigartiges Dokument über das Leben in der iranischen Gesellschaft, das aktuelle Gesellschaftskritik und existentielle Fragen nach dem Sinn des Lebens miteinander verbindet. Das Taxi wird zum geschützten Raum eines Widerstands gegen politische und kulturelle Unterdrückung. Hier kommt zur Sprache, was die Menschen tatsächlich beschäftigt. Mit Mut und Witz verknüpft Panahi Wirklichkeit und Phantasie so, dass die vielfältig subversiven Seiten des Alltags sichtbar werden. „Taxi Teheran“ lebt aus der Menschlichkeit und künstlerischen Freiheit, die der Repression abgerungen wurden.
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