Film des Monats: März 2012
Immer wieder kommt es in den USA zu Naturkatastrophen durch Tornados und Hurrikans. Die Menschen sind darauf eher schlecht als recht eingestellt. Manche haben einen einfachen Schutzraum auf ihrem Grundstück, einen sogenannten Shelter. Curtis sieht einen Wirbelsturm nie gekannten Ausmaßes auf sich zukommen. Um seine Frau und sein taubstummes Töchterchen zu schützen, rüstet er seinen Schutzraum aufwändig und kostspielig um. Seine Furcht wird zur Obsession, darüber verliert er seine Arbeit und mehr und mehr auch den Bezug zu seiner Familie. Wer ist krank – Curtis oder seine Umgebung? Gerade als diese Frage gelöst erscheint, wirft das verblüffende Ende alle Gewissheiten vollends über den Haufen.
„Take Shelter“ beginnt wie ein Katastrophenfilm. Die Verteidigung von Heim und Familie nimmt - auch visuell - Bezug auf den Western. Die Alpträume, die Curtis heimsuchen, sind inszeniert wie Horrorfilme. Die Verarbeitung dieser Genreelemente hat eine symbolisch-politische Bedeutungsebene, verorten sie die erzählte Geschichte doch in dem amerikanischen Mythos der Verteidigung des eroberten Landes, das ständig bedroht erscheint. Auch Filme tragen seit jeher zu dieser Geschichtsschreibung bei und prägen sie mit. Zugleich ist „Take Shelter“ sehr deutlich auf die Bedrohungen der Sicherheitsbedürfnisse in der gegenwärtigen amerikanischen Gesellschaft bezogen. Arbeitsplatz, Gesundheit, Krankenversorgung, Umwelt, aber auch die eigene Rolle im größeren und engeren sozialen Umfeld sind unklar, bedroht, unsicher, prekär.
Regisseur Jeff Nichols verbindet diese Elemente zu einer Bilderzählung von großer Eindringlichkeit und Spannung, die hervorragenden Schauspieler verschaffen durch ihre Präsenz der Handlung eine enorme Wucht. Mit filmischen Mitteln gelingt ihm die facettenreiche Beschreibung der aktuellen sozialen und politischen Situation der weißen amerikanischen Mittelschicht, in der sich ein ambivalentes und wachsend alarmiertes Lebensgefühl verdichtet.
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