Film des Monats: September 2018

Styx (Styx)
Regie: Wolfgang Fischer
Drehbuch: Wolfgang Fischer, Ika Künzel
Deutschland, Österreich 2018

Rike ist Anfang vierzig und arbeitet als Notärztin in Köln - ein harter Job. Ihr Urlaubsplan verspricht auch nicht gerade Entspannung pur: Sie will von Gibraltar nach Ascension segeln, eine Insel im Südatlantik, auf der Charles Darwin ein legendäres Bepflanzungsprojekt initiiert hat. Tausende von Kilometern auf dem rauen Meer, allein in einer Zwölf-Meter-Yacht? Rike glaubt zu wissen, was sie sich zumuten kann: Sie ist fit, eine gewiefte Seglerin, und sie hat sich umsichtig ausgerüstet. Selbst als sie vor der afrikanischen Küste in einen schweren Sturm gerät, sitzt bei ihr jeder Handgriff. Doch dann entdeckt sie einen havarierten Kutter, auf dem mehr als hundert geschwächte Flüchtende um ihr Leben flehen; einige springen ins Wasser, als sie die Yacht erblicken. Die Küstenwache weist Rike an, sich zurückzuziehen. Aber als Ärztin kann und will sie nicht wegsehen. Ohnehin hat einer der Flüchtenden, ein Junge, bereits ihr Schiff erreicht.

Abenteuerfilm, Thriller, Dokudrama? Wolfgang Fischers "Styx" hat von allem etwas. Schließlich treffen in seinem Szenario höchst unterschiedliche Sphären aufeinander. Die Protagonistin (Susanne Wolff) ist verantwortungsvoll und wirkt sympathisch in ihrem Drang zu helfen. Doch sie repräsentiert ein saturiertes Europa, dessen Bürger selbst bestimmen können, welchen Lebensrisiken sie sich aussetzen: Ihre "Abenteuer" sind allemal abgesichert. Die Menschen auf dem sinkenden Boot haben keine Wahl. Auf der Flucht vor Armut und Zwang liefern sie sich nicht nur den Elementen aus, sondern vor allem der Politik, denen, die darüber entscheiden, wem wann geholfen wird. Angesichts der inhumanen Tendenzen unserer Migrationsdebatte und der beständig steigenden Zahl der Opfer im Mittelmeer gewinnt der auf der diesjährigen Berlinale vorgestellte Film eine furchtbare Dringlichkeit. Seine Stärke liegt darin, wie er das Thema kammerspielartig in einer Extremsituation verdichtet und zugleich den Blick weitet: auf die grundlegende Ungleichheit im Verhältnis von Nord und Süd. In Ascension hätte Rike nicht nur Darwins blühendes Biotop gefunden, sondern auch englische und amerikanische Militärbasen.

Film-Credits
Deutschland, Österreich 2018
Produzent:
Marcos Kantis, Martin Lehwald, Michal Pokorny, Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Bady Minck
Regie:
Wolfgang Fischer
Drehbuch:
Wolfgang Fischer, Ika Künzel
Kamera:
Benedict Neuenfels
Schnitt:
Monika Willi
Musik:
Dirk von Lotzow
Darsteller:
Susanne Wolff (Rike), Gedion Oduor Wekesa (Kingsley)
Format:
DCP 94 Minuten
Verleih:
Zorro Film GmbH
Astallerstr. 23, 80339 München, Tel.:+49 89 452 352 923, Fax: +49 89 452 352 911, info@zorrofilm.de, www.zorrofilm.de
Preise:
2018: Berlinale 2018 Preis der Ökumenischen Jury – Preisträger Panorama Label Europa Cinemas 2. Platz Panorama Publikumspreis Heiner-Carow-Preis der DEFA-Stiftung 2018: Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern Hauptpreis Fliegender Ochse Publikumspreis Preis für die beste Musik und Tongestaltung an Uwe Dresch und Andre Zimmermann (Sounddesign) und Tobias Fleig (Kinomischung) 2018: Internationales Filmfest Emden-Norderney Nominierung für den DGB-Filmpreis Creative Energy Award für Susanne Wolff und Benedict Neuenfels Schreibtisch am Meer (Kurzstipendium auf der Insel Norderney) für Wolfgang Fischer[17] 2018: Valletta Film Festival Best Performance (Susanne Wolff) Best Cinematographer 2018: Finalist für den LUX-Filmpreis des Europäischen Parlaments[19] 2018: Festival des deutschen Films Besondere Auszeichnung der Jury
FSK:
12
Kinostart:
13.09.2018