Film des Monats: Oktober 2007
San-ming Han kommt aus der fernen Provinz Shanxi, wo er in den Kohlegruben gearbeitet hat, in die Provinzstadt Fengjie am Drei-Schluchten-Staudamm. Er sucht seine Ehefrau, die aus Heimweh in ihre Heimatstadt zurückgekehrt ist. Doch die ehemalige Wohnung und die Straße gibt es nicht mehr. Sie sind bereits überflutet. San-ming nimmt einen Job als Abrissarbeiter an, weil er seine Suche nicht aufgeben will. Mit anderen Arbeitern haust er zwischen den Ruinen. Vom älteren Bruder seiner Frau erfährt er, dass sie weiter stromabwärts lebt. Auch Sheng-hong Guo ist nach Fengjie gekommen, um ihren Ehemann zu finden, der in leitender Stelle bei der Abrissbehörde arbeitet. Seit zwei Jahren hat sie nichts mehr von ihm gehört. Als die entfremdeten Eheleute sich schließlich treffen, haben sie sich kaum etwas zu sagen. Nach einem letzten Tanz oberhalb des Staudamms verlangt Shen-hong die Scheidung. San-ming trifft endlich seine Frau und will wieder mit ihr zusammenleben. Allerdings muss er sie vorher freikaufen. Nach 16 Jahren nimmt er sie zum ersten Mal wieder in die Arme.
Am Beispiel von zwei Ehen, die auseinandergerissen wurden, schildert der Film den Preis des gesellschaftlichen Umbruchs in China. Mühsal, Entbehrungen und Leid seiner Alltagshelden dementieren die offizielle Rhetorik. Die Entwurzelung durch Arbeitsmigration, durch Umsiedlung aufgrund fragwürdiger technologischer Großprojekte und durch eine rasante wirtschaftliche Entwicklung führen zu einer Auflösung grundlegender Sozialbeziehungen. Kunstvoll arrangierte Szenen stehen in Spannung zu dem quasidokumentarischen Charakter des Films. Die Verwandlung des gewohnten Lebensraums erhält dabei einen fast irrealen Charakter. Der Staudamm steht für einen Fortschritt, der die Menschen überfordert. Mit seinem langsamen Rhythmus macht der Film deutlich, dass Menschen angesichts beschleunigter Entwicklungsprozesse eines besonders brauchen: Atempausen, um sich und andere finden zu können.
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