Film des Monats: März 2019
Der Film The Sisters Brothers ist kein ganz gewöhnlicher Western. Er hat zwar die klassische Ausstattung eines Westerns: ein Brüderpaar, das zum Töten unterwegs ist, eine Menge schießfreudiger Männer, Saloonszenen, viel Pferd und einen ordentlichen Goldrausch. Aber es gelingt dem französischen Regisseur und Drehbuchautor Jacques Audiard von Anfang an, die Zuschauererwartungen zu unterlaufen.
So hat man eine Schießerei noch nicht gesehen: In pechschwarzer Nacht blitzen Mündungsfeuer auf, die Zuschauer und Protagonisten gleichermaßen im Dunkeln lassen, wer schießt und wer stirbt. So beginnt die Geschichte des mörderischen Brüderpaars Eli (John C. Reilly) und Charlie Sisters (Joaquin Phoenix). Im Oregon der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellen geheimnisvolle mächtige Männer wie der »Commodore« das Gesetz der Region dar. In seinem Auftrag jagen die beiden Brüder den Ingenieur Hermann Kermit Warm (Riz Ahmed). Ihr Kontaktmann Jim Morris (Jake Gyllenhaal) macht ihnen dabei das Leben allerdings schwerer, als er sollte.
Wenn sich ein nachdenklicher Eli mit dem versoffenen Charlie streitet, entfalten die beiden witzige Dialoge von hohem Unterhaltungswert. Auf sehr komische Weise steht die Primitivität des Westerners mit den Errungenschaften der Zivilisation in Kontrast. Manchmal wird der Zuschauer unerwartet von Zärtlichkeit angerührt. Schon der Titel spielt mit dem männlichen Stereotyp von Grausamkeit und Härte. Eigentlich ist das Schießen in diesem Western, gerade weil es so reichlich vorkommt, nur Nebensache. Der Film entfaltet eine subtile Kritik an der amerikanischen Waffenverehrung und an der Zerstörung des Ökosystems. Er setzt hinter das Demokratieverständnis der USA ein Fragezeichen, wenn gerade der idealistische Vertreter dieser Idee scheitert. Der Film ist empfehlenswert, nicht nur weil er eine Literaturverfilmung und niveauvolle Unterhaltung ist, sondern auch weil er die Gewalt im Selbstbild der mächtigsten Nation intelligent diskutiert.
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