Film des Monats: März 1997

Shine
Regie: Scott Hicks
Drehbuch: Jan Sardi
Australien 1995

Es ist dunkel und Regen läuft über das Gesicht eines Mannes, der im Stakkato eines psychisch Gestörten ein ununterbrochenes Selbstgespräch führt, während er durch die Scheibe in das Innere eines erleuchteten Lokals blickt. Mitten aus seinem verrückten Leben heraus beginnt so der Film die Rekonstruktion der Biografie David Helfgotts, eines australischen Pianisten, der als musikalisches Wunderkind begann, als junger Mann in einem Nachwuchswettbewerb den Verstand verlor und nach langem Aufenthalt in der Psychiatrie zu seiner Pianistenexistenz zurückfand.

Die Verwirrung des Musikers hat ihren Ursprung nicht in seinem Genie, wie das Klischee es nahelegen würde. Scott Hicks Film entwickelt vielmehr präzise das Drama eines begabten Kindes, indem gezeigt wird, wie die Figur des jüdischen Vaters und die von diesem dominierte Familie den psychischen Riß bedingen. Zwei Traumata aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts haben das väterliche Weltbild zu einer für den Sohn unüberwindlichen Mauer erstarren lassen: Die unerbittliche Autorität des Patriarchen, die den Sohn nur als Verlängerung des eigenen Lebens duldet, und der Holocaust, dessen Überleben die Maxime einbrannte "Nur die Besten werden davonkommen!" Diese psychische Verstrickung Davids, die durch die physische Trennung vom Vater noch perfekter wird, beginnt sich erst zu lockern, als ihm Frauen außerhalb seiner Familie den Weg zurück unter die Menschen ermöglichen.

Von den Bildern geht durch Schnitt, Kameraperspektiven und Montage eine Atemlosigkeit aus, die dem Erdrücktwerden des Pianisten durch den Anspruch der Virtuosität und die väterliche Gewalt entspricht. Der Eindruck des Authentischen, den die Erzählung noch bis in ihren märchenhaft gestalteten Ausklang hinein zu erzeugen vermag, wird insbesondere durch die stets präsente Musik getragen; sie ist zugleich Teil des Wahnsinns wie der Therapie: Der Pianist Helfgott selber spielte die Musik zum Film ein.

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Film-Credits
Australien 1995
Produzent:
Ronin, Momentum Films
Regie:
Scott Hicks
Drehbuch:
Jan Sardi
Kamera:
Geoffrey Simpson
Musik:
David Hirschfelder
Darsteller:
Armin Mueller-Stahl, Geoffrey Rush, Noah Taylor, Alex Rafalowicz, John Gielgud u.a.
Format:
35mm, Farbe, 105 Min.
Verleih:
The Walt Disney Company (Germany) GmbH
Kronstadter Straße 9, 81677 München, Tel.:+49 (0)89 99340-0, Fax: +49 (0)89 -139, hilfe@movie.de, www.movie.de
FSK:
ab 12