Film des Monats: April 2004
Vaterlos sind Andrej und Iwan aufgewachsen. Nach zwölf Jahren kehrt ein Fremder zurück, ohne Erklärung, ohne Geschichte. Der Schlafende sei ihr Vater, sagt die Mutter. Auf einem Foto erkennen sie ihn wieder, das zwischen den Seiten einer illustrierten Bibel liegt - an der Stelle, die das verhinderte Opfer Isaaks durch Abraham zeigt. Eine Fahrt zu dritt zu einer einsamen Insel wird zu einer Probe auf das Verhältnis von Vater und Söhnen. Was als verheißungsvolle Angeltour in die einsame nordrussische Seenlandschaft beginnt, spitzt sich zu einem dramatischen Konflikt zu. Während Andrej sich schon bald auf das autoritäre Auftreten des Vaters einlassen kann und Vertrauen gewinnt, reagiert Iwan gereizt und trotzt seinen Anweisungen.
Ganz zu Anfang hat das gekränkte Kind bei einer Mutprobe versagt, dem Sprung von einem Turm ins Wasser. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung droht er, sich von einem anderen Turm herabzustürzen. Beim Versuch, ihn zu retten, verunglückt der Vater tödlich. Die Jungen wollen den Toten an Land bringen. Doch das undichte Boot treibt ab und versinkt im See. Vergebens rufen die Söhne dem Verschwundenen nach.
Andrej Swjaginzews vielfach preisgekröntes Erstlingswerk mit der minimalistischen Musik von Andrej Dergatschew und der grandiosen Kamera von Michail Kritschmann lässt viele Fragen offen und ermuntert zugleich zum Nachdenken über familiäre Konstellationen - über Vaterbilder, über Autorität und Rebellion, über Aggression und Kränkung, über Erwartungen und Enttäuschungen. Dabei bringt der Film psychologische, politisch-soziale und existentielle Dimensionen ins Spiel. Ihre spirituelle Tiefe jedoch erhält die Geschichte, die diskret christliche Motive verarbeitet, in der Frage nach dem abwesenden Vatergott und den zurückbleibenden Söhnen, die erwachsen werden müssen.
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