Film des Monats: Juni 1999
In Istanbul treffen sie zufällig aufeinander und werden Freunde: Mehmet aus der Westtürkei und Berzan aus einem kurdischen Dorf nahe der irakischen Grenze. Durch Gelegenheitsarbeiten verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt. Mehmet liebt Arzu, die in Deutschland den Westen kennengelernt hat, und träumt mit ihr von einer gemeinsamen Zukunft.
Bei einer Razzia wird der dunkelhäutige Mehmet für einen Kurden gehalten, verhaftet, mißhandelt und nach einer Woche entlassen. An seiner Haustür prangt ein großes rotes X, das ihn zum Freiwild antikurdischer Angriffe deklariert. Seine Zimmernachbarn treiben ihn aus der gemeinsamen Wohnung und er verliert seinen Job. Mit Berzans Hilfe findet er eine Unterkunft und neue Beschäftigung.
Berzan wird bei einer Demonstration verhaftet und ermordet. Gegen alle bürokratischen Hindernisse erreicht Arzu, daß Mehmet den Leichnam seines Freundes überlassen bekommt, um ihn in seinem Heimatdorf Zorduc zu beerdigen. Mit dem Sarg macht er sich auf eine lange Reise nach Osten. Aber Zorduc existiert nicht mehr: es ist in einem neuen Stausee versunken.
Die großstädtische Moderne im ersten und die entvölkerten Landschaften im zweiten Teil des Films spiegeln das Doppelgesicht der Türkei. Die Atmosphäre der Verfolgung gegenüber den Kurden, aber auch die Erfahrung der Freundschaft und der ersten Liebe vermag der Film überzeugend und ohne propagandistische Verkürzungen darzustellen, indem er persönlichen Motiven und individualisierten Figuren Raum läßt. Der Respekt gegenüber dem Toten in der Tradition des Antigonestoffes beharrt auf einer der politischen Auseinandersetzung vorgeordneten Moral: Zukunft wird nur dort gewonnen, wo den Opfern des Terrors ihre Würde zurückgegeben wird.
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