Film des Monats: Oktober 2019
Ende des 18. Jahrhunderts, auf einer abgelegenen Insel in der Bretagne: Die geschäftstüchtige Malerin Marianne (Noémie Merlant) soll ein Hochzeitsporträt der adeligen Héloïse (Adenel Haenel) anfertigen. Das muss allerdings heimlich geschehen, denn Héloïse will gar nicht heiraten und weigert sich zu posieren. Also gibt sich Marianne als Gesellschafterin aus. Sie beobachtet ihr Sujet bei langen gemeinsamen Spaziergängen und malt Héloïse später aus dem Gedächtnis. Dabei kommen die beiden Frauen einander näher. Als das Porträt fertig ist, gesteht Marianne den eigentlichen Inhalt ihres Auftrags. Héloïse aber ist mit dem Bild unzufrieden und fordert die Künstlerin heraus, es noch ein zweites Mal zu versuchen.
Die französische Regisseurin Céline Sciamma hat mit ihrem Film die großen Themen der Moderne – individuelles Begehren, weibliche Emanzipation, bürgerliche Gleichheit – im Rahmen einer berührenden Liebesgeschichte in Szene gesetzt. Ein perfektes Drehbuch und brillante Hauptdarstellerinnen machen den Film selbst zu einem bewegten Gemälde, bei dem Form und Inhalt zusammenkommen: Blicke prägen die Beziehungen, und Beziehungen prägen die Blicke.
In der kurzen Zeit, die Marianne und Héloïse gemeinsam haben, verwirklichen sie eine Art Utopia, in dem Subjekt und Objekt einander als Gleiche begegnen und Klassenunterschiede vorübergehend aufgehoben sind – auch das Dienstmädchen Sophie ist ein Teil dieser neuen Gesellschaft. Und auch wenn es für die Protagonistinnen in ihrer Zeit kein »Happy End« im konventionellen Sinn geben kann, so sind sie am Ende doch nicht an einer unmöglichen Liebe zerbrochen, sondern um die Erfahrung einer möglichen Liebe reicher.
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