Film des Monats: November 2006

Pingpong
Regie: Matthias Luthardt
Drehbuch: Meike Hauck, Matthias Luthardt
Deutschland 2006

Bei der Beerdigung seines Vaters, der sich das Leben genommen hat, war Paul seinen Verwandten noch eine Einladung wert. Nun steht er unangemeldet vor der Tür und stört die familiäre Routine. Den Signalen der Abweisung zum Trotz sucht er bei seinem Onkel Stefan und Anna, seiner Tante, nach Nähe. Dabei werden die Brüche in der Familienidylle offenbar. Pauls Cousin Robert, der sich am Klavier auf die Aufnahme in einer Musikhochschule vorbereitet, kann es seiner Mutter nicht recht machen: Anna ist getrieben von dem Wunsch, den Sohn siegen zu sehen, und gleichzeitig voller Eifersucht auf sein Können. Paul und Robert finden sich beim Tischtennis und in der Abgrenzung gegenüber den Erwachsenen. Kaum, dass Stefan auf Geschäftsreise fährt, zieht Anna Paul auf ihre Seite. Zunächst darf er sie auf ihren Spaziergängen mit ihrem Hund Schuhmann begleiten, dann gewährt sie ihm eine Liebesnacht. Robert, der Paul und Anna beobachtet hat, lässt die Aufnahmeprüfung für die Musikhochschule platzen. Als Stefan zurückkehrt, kämpft Anna um Normalität. Paul verlässt das Haus, nicht ohne sich zu rächen.

Als Kammerspiel inszeniert, besticht dieser Debütfilm durch eine überaus präzise Vorstellung von Abhängigkeiten und Kränkungen, von der Familie als Vakuum der Gefühle und Hort der Unverbindlichkeit. Paul ist nach dem Tod seines Vaters traumatisiert. Seine Ankunft wird als Einbruch in eine geschlossene Welt empfunden. Sprachlos und ohne Sensibilität stehen sich die Familienmitglieder gegenüber. Ihre Blicke erzählen von Wünschen, Abweisungen und Enttäuschungen. Eindringlich gelingt es dem Film, den Moment festzuhalten, in dem ein Gefühl entsteht, in dem es hervorgelockt, getäuscht und in die Schranken verwiesen wird. Persönlichkeit formt sich in PINGPONG durch Abwehr der Gefühle, Rückzug und Schmerz.

Als Download (PDF):
Film-Credits
Deutschland 2006
Produzent:
JUNIFILM, in Koproduktion mit MDR, HFF
Regie:
Matthias Luthardt
Drehbuch:
Meike Hauck, Matthias Luthardt
Kamera:
Christian Marohl
Schnitt:
Florian Miosge
Musik:
Matthias Petsche
Darsteller:
Sebastian Urzendowsky (Paul), Marion Mitterhammer (Anna), Falk Rockstroh (Stefan), Clemens Berg (Robert) u.a.
Format:
35mm, Farbe 89 Min.
Verleih:
Arsenal Filmverleih GmbH
Hintere Grabenstr. 20, Tübingen Tel.:+49 07071 9296-0, Fax: +49 07071 9296-11, info@arsenalfilm.de, www.arsenalfilm.de
Preise:
Drehbuchpreis und Young Critic Award, Cannes 2006 (Semaine de la Critique); Förderpreis Deutscher Film (Bestes Drehbuch), München 2006; DEFA-Förderpreis beim Festival "Schlingel", Chemnitz 2006
FSK:
-
Kinostart:
16. November 2006