Film des Monats: März 2014
Nach über 50 Jahren bricht die pensionierte Krankenschwester Philomena Lee ihr Schweigen. Als Teenager hat sie einen Sohn geboren. Im streng katholischen Irland jener Zeit war dies eine Schande. Sie musste als „gefallenes Mädchen“ in einem Nonnenkonvent leben und arbeiten. Gegen ihren Willen wurde ihr Kind von zahlungswilligen Eltern adoptiert. Nun möchte sie wissen, wo und wie ihr Sohn aufgewachsen ist. Der Oxfordabsolvent und politische Journalist Martin Sixsmith erklärt sich bereit, Philomena bei ihrer Suche zu unterstützen. Trotz ihrer gegensätzlichen Glaubens- und Lebensvorstellungen freunden sich beide an. Die Nonnen helfen nicht weiter: Sie haben die Akten aus jenen Jahren verbrannt und schweigen eisern. Die Spuren des adoptierten Sohnes führen in die USA. Martin und Philomena finden heraus, dass er bis zum Präsidentenberater in Washington aufstieg, obwohl er schwul war. Von seinem Lebensgefährten erfahren sie, dass er vor einigen Jahren an AIDS gestorben ist.
Nach einer realen Geschichte entfaltet der Film den Dialog einer gläubigen Katholikin mit einem säkularen Agnostiker angesichts ihrer tiefen Verletzung durch die kirchliche Institution. Jeden Tag ihres Lebens hat sie an den Sohn gedacht, der ihr genommen wurde. Schuldgefühle, Sehnsucht und ein kaum fassbarer Verlust haben ihr Leben überschattet. Trotz der bitteren Erfahrung hält sie an ihrem christlichen Glauben fest. In den Gesprächen zwischen ihr und dem Journalisten gewinnen sie Toleranz und Verständnis füreinander. Der Film hält die Balance zwischen der Frömmigkeit und freundlichen Wärme der älteren Philomena und dem Sarkasmus und der kühlen Ironie des jüngeren Martin. Die Kritik an einer menschenfeindlichen kirchlichen Praxis wird genauso thematisiert wie die Auseinandersetzung mit einer oberflächlichen Medienöffentlichkeit. Humorvoll und dennoch ergreifend, so intellektuell wie emotional überzeugend hält der Film die Spannung zwischen Skepsis und Glaube, Verurteilung und Vergebung offen.
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