Film des Monats: September 2000
Wien im Jahr 1995: Jasmin und die serbischstämmige Tamara treffen sich in einer Abtreibungsklinik erstmals seit ihrer Schulzeit wieder. Jasmin arbeitet als Verkäuferin in einer Konditorei, Tamara ist Krankenschwester. Während Tamara, deren Familie nach Serbien zurückgekehrt ist, versucht, ihr Leben in die Hand zu nehmen, hat Jasmin den Absprung aus der beengten und demütigenden Situation in der elterlichen Wohnung nicht geschafft und lässt sich von einer Liebschaft zur nächsten treiben. Als Jasmin eines Tages halberfroren ins Krankenhaus eingeliefert wird, kreuzen sich die Wege der Frauen erneut. Jasmin zieht bei Tamara ein, es beginnt ein schwieriger Prozess der Annäherung, bis die Lebenswege sich am Ende wieder voneinander entfernen.
Regisseurin Barbara Albert verfolgt die Wege ihrer Protagonistinnen, ihre meist scheiternden Versuche, sich in Beziehungen einzurichten, nur für wenige Tage. Die vielfach bewegte Handkamera, die meist harten Schnitte sowie die multiethnische Musik reflektieren diese Situation des Unsteten und der Unbehaustheit ebenso wie die kulturelle Vielfalt des Milieus. Der Film liefert dabei nicht nur das faszinierende Bild einer Stadt, in der seit Jahrhunderten die Ethnien Europas aufeinander treffen, sich aneinander reiben oder ineinander aufgehen, nicht nur eine Milieustudie vor dem Hintergrund der Wohnsilos im Wiener Norden: In seinem kleinen Welttheater zeigt er auch, wie sehr sich jenseits aller kulturellen oder politischen Barrieren die Menschen in ihren Wünschen nach tragfähigen Beziehungen und der Sehnsucht nach einer Zuflucht ähneln.
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