Film des Monats: April 2005
Eine passende Wohnung für sich und ihre vier Kinder kann sich die mittellose Keiko schon lange nicht mehr leisten. Um zumindest ein kleines Appartement zu bekommen, muss sie drei von ihnen heimlich an den Vermietern vorbeischmuggeln. Keiko weist sie an, die Wohnung nicht zu verlassen, nur der zwölfjährige Akira darf zur Versorgung der Familie aus dem Haus. Keiko, die selbst noch kindliche Züge trägt, ist mit wechselnden Männern zusammen und kommt immer erst spät nach Hause. Eines Tages verschwindet sie ganz, nachdem sie Akira mit ein wenig Geld ausgestattet hat. Eine Weile gelingt es dem Jungen, das Leben der verwaisten Geschwister in geordneten Bahnen zu halten, doch dann ist auch er überfordert. Ein Prozess der Verwahrlosung beginnt, der sich beschleunigt, als – wegen ausgebliebener Zahlungen – Wasser und Strom abgestellt werden.
Regisseur Hirokazu Kore-Eda inszeniert diese auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte auf engstem Raum, gestattet sich Ausflüge nur zu einigen wenigen Schauplätzen, etwa zum Supermarkt, dessen Mitarbeiter den jungen Akira mit Lebensmitteln versorgt. Unaufdringlich ins Bild gesetzte Symbole, wie das immer derangiertere Spielzeugklavier der Schwester, zeugen von der Verelendung und den geplatzen Zukunftsträumen der Kinder.
Kore-Eda formuliert keine wohlfeile soziale Anklage. Doch er macht deutlich, dass sich dieser Prozess nicht im Geheimen, sondern gewissermaßen unter den Augen der Öffentlichkeit abspielt: Die Vermieterin schaut weg, als die Miete ausbleibt; der Angestellte der Stadtwerke vollstreckt gedankenlos das soziale Todesurteil. Dies macht „Nobody Knows“ zu einer bedrückenden Parabel über Gleichgültigkeit und Verantwortungslosigkeit gegenüber Kindern in der modernen städtischen Lebenswelt. Dennoch erzählt der Film auch vom erstaunlichen Selbstbehauptungswillen, der anrührenden Tapferkeit und dem bewegenden inneren Zusammenhalt der Geschwister, die eine genau und unsentimental gezeichnete Welt mit Wärme füllen.
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