Film des Monats: August 1999
Die Aufmerksamkeit der Medien ist auf den Papstbesuch in Berlin gerichtet. Unbeachtet und am Rande der Gesellschaft treiben indessen eine Handvoll Menschen durch die nächtliche Stadt - das Obdachlosenpaar Hanna und Victor, die drogenabhängige Prostituierte Patty und Jochen, ihr naiver und gutmütiger Freier vom Land, schließlich der Angestellte Peschke mit einem schwarzen Kind, dem am Flughafen nicht abgeholten Feliz. "Nachtgestalten" sind sie alle, weil die Schattenseiten des Lebens sie gezeichnet haben.
Locker sind die Geschichten miteinander verbunden: ein Taxi, ein Hundertmarkschein und die Suche nach einer Unterkunft für die Nacht sind Motive, die eine symbolische Verknüpfung bilden. Auch wenn die Darstellung des sozialen Elends gelegentlich klischeehaft erscheint, so durchbrechen Zeichen der Sehnsucht, unauffällige Gesten und überraschende Zuwendungen die demonstrative Typisierung. Die ständig aufbrausende Nervensäge Hanna kann Victor zärtlich begegnen, die nur am nächsten Schuß interessierte Patty läßt sich von Jochens Bemühungen für einen Moment anrühren, und Peschke nimmt Feliz für eine Nacht bei sich auf. Auch wenn es nur Momente menschlicher Annäherung in einer bedrückenden Welt der Einsamkeit und des Elends sind, so eröffnen sie doch eine Perspektive jenseits sozialer Ausgrenzung und Verachtung.
Durch eine kunstvolle Farbgebung und Beleuchtung entwirft der Film eine großstädtische Nachtaufnahme, die ohne Larmoyanz und im Kontrast von Komik und Verzweiflung eine Identifikation mit dem Überlebenswillen von ins Abseits Gedrängten erlaubt. In diesem Sinne ist er ein wichtiger Beitrag zur "Rückkehr des Sozialen" im deutschen Film.
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