Film des Monats: Mai 2013

Cornelia ist eine 60jährige erfolgreiche Architektin aus der Oberschicht Bukarests. Ihr einziger Sohn Barbu, Mitte Dreißig, versucht sich vehement der Fürsorge und den Ansprüchen seiner Mutter zu entziehen. Während sie kein gutes Haar an seiner Lebensweise lässt, stößt er sie mit groben Beleidigungen zurück. Als er einen Verkehrsunfall verschuldet, bei dem ein Kind stirbt, versucht sie alles, um seine Verurteilung zu einer Haftstrafe zu verhindern. Polizei und Justiz werden durch gute Beziehungen manipuliert, ein Zeuge des Unfalls bestochen, die Familie des toten Kindes aus einfachen sozialen Verhältnissen emotional und materiell zu einer versöhnlicheren Haltung gedrängt. So will die Mutter die Liebe Barbus zurück gewinnen, die sie verloren glaubt. Dabei geht es ihr allerdings mehr um sich selbst als um ihren Sohn. Der dramatische Unfall könnte aber auch die Chance für eine veränderte Beziehung zwischen beiden eröffnen.

Mit einer höchst beweglichen Handkamera und einem präzisen Script entwirft der Film sowohl ein intimes und psychologisch differenziertes Bild einer Mutter-Sohn-Beziehung als auch ein Panorama der in sich zerrissenen rumänischen Gesellschaft. Soziale Gegensätze und der Konflikt der Generationen bilden den Hintergrund, auf dem sich das Mutter-Sohn-Drama abspielt. Während die Älteren ihre Dominanz verteidigen, bleibt den Jüngeren nur die aggressive Abgrenzung. Als Fürsorge getarnte Kontrolle wird für die Mutter zum einzigen Lebensinhalt, die das selbständige Leben des Sohnes zu erdrücken droht. Luminita Gheorghiu als Mutter spielt grandios alle möglichen Spielarten dieser vorgeblichen „Mutterliebe“, die Feindseligkeit, sogar Hass erzeugt. Weder durch emotionale Überwältigung noch durch politisch-soziale Korruption sind die Freiheit und die Liebe der Menschen zu gewinnen. So wird der Film zur Frage nach einer individuellen und sozialen Selbstbestimmung, die ein menschenfreundlicheres Miteinander ermöglicht.