Film des Monats: September 2014
Der allein lebende John May ist in der Stadtverwaltung für die Beerdigung und den Nachlass der Verstorbenen ohne Hinterbliebene zuständig. Er schreibt für die Vergessenen die Trauerrede, die er aus Fotos und anderen Fundstücken entwirft. So gibt er Menschen die Würde zurück, die sie in der Einsamkeit ihres Lebensendes scheinbar verloren haben. Seine Versuche, doch noch einen Angehörigen zu finden, scheitern meist. Auf den Beerdigungen ist er oft der einzige Gast. Doch seine Arbeit wird von seinem Vorgesetzten nicht mehr geschätzt. Seine Stelle wird gestrichen. Als ein unbekannter Nachbar ohne soziale Kontakte stirbt, wird sein Fall zu seiner letzten beruflichen Aufgabe. Gegen alle Widerstände reist er durchs Land, um die Tochter und die vergessenen Freunde von Billy Stoke zu finden. Die Suche verändert den zurückhaltenden und akribischen Einzelgänger. Er sieht ein neues Leben vor sich. Mit einer überraschenden Wendung entsteht bei seiner letzten Beerdigung tatsächlich eine neue Gemeinschaft.
Mit Understatement und trockenem Humor erzählt der Film von der Würde der Toten und deren Bedeutung für die Lebenden. Der wie ein pedantischer Sonderling und Relikt einer bürokratischen Tradition erscheinende John May ist in Wahrheit der Hüter einer kostbaren Tugend, der Bewahrer des Eingedenkens. Denn ob den Toten, den Vergessenen und Überflüssigen Respekt entgegengebracht wird, ist ein Gradmesser für die Menschlichkeit und Solidarität einer Gesellschaft. In einer auf Beschleunigung und Effizienz ausgerichteten Welt ist der sanfte Mr. May der Statthalter eines Wissens um die Endlichkeit, Unersetzlichkeit und Gefährdetheit jedes einzelnen Lebens. Gegen die Verdrängung des Todes und der Einsamkeit des Sterbens steht das Memento mori, das Bedenken und das Begleiten der Verstorbenen, als Mahnung und heilsame Unterbrechung des Laufs der Dinge. Die Gemeinschaft von Lebenden und Toten dient so der Bereicherung des Lebens und öffnet den Horizont für die Fragen nach der Ewigkeit.
Boxhagener Str. 18, Berlin Tel.:+49 030 293616-0, Fax: +49 030 293616-22, office@pifflmedien.de, http://www.pifflmedien.de