Film des Monats: Juni 2010

Traumatisiert durch Kriegserfahrungen im Irak kehrt Sergeant Will Montgomery in die USA zurück. Er wird dem erfahrenen Captain Tony Stone zugewiesen, um den Angehörigen gefallener Soldaten die Nachricht vom Tod ihrer Kinder oder Ehepartner zu überbringen. Dabei treffen sie auf die Trauer, die Verzweiflung, die Wut und den Schmerz der Hinterbliebenen. Während Tony sich nach den Vorschriften jede emotionale Regung verbietet, fühlt Will mit den Betroffenen. Er selbst ist nur knapp dem Tod entronnen, seine Freundin hat ihn verlassen, und er fragt sich, wie er weiterleben soll. Mit Alkohol und billigem Vergnügen versuchen sie sich abzulenken. Doch die Gefasstheit der jungen Olivia, als sie vom Tod ihres Mannes erfährt, beeindruckt Will. Gegen die Regeln seines Auftrags sucht er ihre Nähe. Aus Zuneigung wird langsam Freundschaft. Olivia beschließt, die Stadt zu verlassen. Tony, der Will seine Weichheit vorwirft, erweist sich immer weniger als der harte Kerl, der er als Soldat gerne sein wollte.

„The Messenger“ zeigt eindrucksvoll das Leid derer, die den Verlust eines nahestehenden Menschen zu beklagen haben. Auch sie sind Opfer des Krieges, der auch Menschen verletzt und beschädigt, die mit den Kampfhandlungen unmittelbar nichts zu tun haben. Die beiden Offiziere, die nach einem vorgegebenen Schema die Todesnachrichten übermitteln, sind Repräsentanten einer Institution, die am liebsten über persönliche Tragödien hinwegsehen möchte. In ihrer Situation scheitern leere Beileidsformeln ebenso wie die pathetische Verklärung von Opfern zu Helden. Der Film übernimmt die ungewöhnliche Perspektive zweier Todesboten und ermöglicht dadurch eine Reflexion des Krieges im Kontrast von militärischem Ritual und Staatsräson einerseits, Emotionalität und persönlicher Integrität andererseits. Vor diese Herausforderung gestellt, vollzieht Will eine exemplarische Wandlung – von einem Botschafter des Todes zu einem Botschafter des Lebens.