Film des Monats: September 2012
Anne und Georges sind ein Paar, das gemeinsam alt geworden ist. Ihre Liebe wird getragen von gegenseitigem Vertrauen, Respekt für die Würde des Anderen und gemeinsam geteilten Bildungsinteressen. Ihre großzügige Wohnung strahlt eine gediegene Bürgerlichkeit aus: das Klavier der ehemaligen Klavierlehrerin fehlt ebenso wenig wie die Bibliothek oder eine Reihe kunstverständig ausgewählter Bilder an den Wänden. Doch beim Frühstück am Morgen nach dem Besuch des Klavierkonzertes eines ihrer Schüler ist Anne für Minuten nicht ansprechbar. Im Laufe der Zeit wird ihre Gebrechlichkeit immer gravierender. Die körperliche Beweglichkeit und die geistige Ansprechbarkeit nehmen rapide ab, eine halbseitige Lähmung kommt hinzu, sie wird bettlägerig und muss rundum versorgt werden. Liebevoll kümmert sich Georges um sie. Die Tochter Eva möchte pragmatische Lösungen für die Patientin. In ihrer Sorge um die Mutter versteht sie nicht, was ihre Eltern verbindet. Die Unterstützung durch eine organisierte Pflege ist nur begrenzt hilfreich. Als Anne das Essen und das Trinken verweigert, kann Georges ihr Leid nicht länger ertragen. Seine Liebe zu ihr lässt ihn handeln.
„Liebe“ ist ein außergewöhnlicher Liebesfilm, der das Publikum auf intensive Weise an der Dramatik des Abschiednehmens angesichts von Verfall und Sterben teilhaben lässt. Es ist kein Film über die Pflege im Alter, sondern ein Film über die Intimität der Liebe, ihre Belastbarkeit, ihre Grenzen und ihre Größe. Die Wohnung als einziger Handlungsort macht räumlich die Einschränkungen sichtbar, denen das Alter unterliegt. Die Kamera hält in den Blicken und Körpergesten gleichzeitig liebende Zuwendung, Hilflosigkeit und Schmerz fest. Den geliebten Menschen verlieren und selbst an der Liebe bis zum Schluss festhalten: Regisseur Michael Haneke konfrontiert uns mit dem ungemilderten Schrecken des Sterbens, lässt aber das Menschliche unzerstört. „Denn die Liebe ist so stark wie der Tod“ (Hohelied 8,6) – nicht stärker, aber auch nicht schwächer.
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