Film des Monats: Oktober 2008

Le Silence de Lorna - Lornas Schweigen (Le Silence de Lorna)
Regie: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
Drehbuch: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
Belgien, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien 2008

Die junge Albanerin Lorna ist eine Scheinehe mit dem Drogenabhängigen Claudy eingegangen, um die belgische Staatsbürgerschaft zu erwerben. Das Arrangement eingefädelt hat eine Schlepperbande um den Taxifahrer Fabio, der ein lukratives Geschäft im Sinn hat: Claudy soll durch eine Überdosis unauffällig beseitigt, Lorna danach mit einem reichen Russen erneut verheiratet werden. Doch Claudy will mit Lornas Hilfe von den Drogen loskommen. Ihre Gefühle für den Hilfesuchenden durchkreuzen den ursprünglichen Plan, heimlich sucht sie nach einem Ausweg. Als sie sich schon am Ziel wähnt, erfährt sie von Claudys Tod.. Sie glaubt inzwischen, von Claudy schwanger zu sein, und hält daran auch gegen die ärztliche Diagnose fest. Von Fabios Rache bedroht, flieht sie und versteckt sich in einer Waldhütte. Wie im Märchen ausgesetzt, spricht sie mit dem von ihr gewünschten Kind und verspricht ihm Schutz.

Auf der Suche nach einem Ort zum Leben ist der Kampf um Geld und Papiere für unzählige Migranten sozialer Alltag. In Einstellungen von dichter Emotionalität erzählt der Film von einer Frau, die dieser Not mit allen Mitteln entfliehen will, dabei jedoch ihre menschlichen Gefühle nicht verliert. Wo alles zum Tauschgeschäft wird, da erinnert der Film an Zuneigung und Solidarität, die nirgends zu kaufen sind. Als Gleichnis über Geld und Schuld, über Verantwortung und soziale Not weist „Lornas Schweigen“ auf einen Horizont, der am Ende nur märchenhaft angedeutet wird: auf einen schützenden Raum, der neues Leben ermöglicht. Jenseits der Geldgeschäfte und des Profitinteresses wird die Menschlichkeit sichtbar, die der „Allmacht der Ökonomie“ entgegensteht. Die Figuren geben der sozialen Wirklichkeit am Rande der Gesellschaft ein Gesicht, ihr Schicksal verweist auf deren moralisches und kulturelles Zentrum. Der irreale und verzweifelte Schluss des Films stellt die Frage, ob Hoffnung erst jenseits der gesellschaftlichen Zwänge Halt finden kann.

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Film-Credits
Belgien, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien 2008
Produzent:
Les Films du Fleuve, Jean Pierre und Luc Dardenne, Denis Freyd
Regie:
Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
Drehbuch:
Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
Kamera:
Benoit Dervaux
Schnitt:
Marie-Hélène Dozo
Darsteller:
Arta Dobroshi (Lorna), Jérémie Renier (Claudy), Fabrizio Rongione (Fabio), Alban Ukaj (Sokol), Morgan Marinne (Spirou) u.a.
Format:
35mm, Farbe 105 Min.
Verleih:
Piffl Medien GmbH
Boxhagener Str. 18, Berlin Tel.:+49 030 293616-0, Fax: +49 030 293616-22, office@pifflmedien.de, http://www.pifflmedien.de
Preise:
Bestes Drehbuch, Cannes 2008; Besonders wertvoll (FBW); LUX-Filmpreis des Europäischen Parlaments 2008
FSK:
ab 12 Jahren freigegeben
Kinostart:
9. Oktober 2008