Film des Monats: September 2011
Le Havre an der Küste der Normandie ist das selbst gewählte Exil von Marcel Marx, einem gescheitertern Schriftsteller und Lebenskünstler, der sich als Schuhputzer eher schlecht als recht durchschlägt; seine Frau Arletty hält die knappe Kasse zusammen. In seinem Viertel mit den kleinen Läden und Kneipen ist der charmante Hungerleider trotz seiner Schulden beliebt. Doch als seine Frau schwer erkrankt und er dem minderjährigen Idrissa aus Afrika begegnet, gerät sein ruhiger Alltag durcheinander. Der Junge entging der Verhaftung, als er mit einer Flüchtlingsgruppe auf dem Weg nach London in einem Schiffscontainer entdeckt wurde. Marcel versteckt Idrissa, wobei ihm seine Hündin Laika eine hilfreiche Begleiterin ist. Unterstützt von seinen Nachbarn kann er Idrissa dem polizeilichen Zugriff entziehen. Ein Benefizkonzert mit dem „Elvis von Le Havre“, Roberto Piazza, soll die Geldsumme für die Überfahrt nach England erbringen, schließlich hilft sogar der Polizeikommissar Monet. Nicht nur in der kalten Welt der Abschiebebehörden geschehen noch Zeichen und Wunder.
Lakonisch und in minimalen Dialogen nimmt der Film das Publikum mit in die Welt an den Rändern der Gesellschaft: zu Schuhputzern und Bohemiens, kleinen Gewerbetreibenden und Flüchtlingen, Denunzianten und sentimentalen Polizisten. Im Stil französischer Filme der fünfziger Jahre erzählt Aki Kaurismäki ein melodramatisches Märchen von gelingender Solidarität und wundersamer Menschlichkeit. Das Gestern der stilisierten Filmbilder wird zum Schauplatz der höchst aktuellen Flüchtlingsproblematik an den Grenzen Europas. Gegen alle realistische Wahrscheinlichkeit setzt der Film die Hoffnung, dass die Rettung der Gestrandeten gelingen möge. In einfachen Gesten, kleinen Handreichungen, einer Blume oder einem Nachtlager erweist sich das brüderliche Verhalten. „Le Havre“ wird so zum schützenden Hafen für die Bedrängten und Ausgeschlossenen – und bewahrt für sie und uns den Glauben an einen glücklichen Ausgang.
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