Film des Monats: Juli 2009

Eine Kleinstadt in der polnischen Provinz: der Putz bröckelt von den Häusern, die Straße ist voller Schlaglöcher, am Bahnhof scheint die Zeit still zu stehen. Viele wollen weg von hier, um sich den Wunsch nach einem besseren Leben zu erfüllen. So lernt die achtzehnjährige Elka neben ihrem Job als Tellerwäscherin Italienisch und bewirbt sich bei einem ausländischen Unternehmen. Da ihre Mutter den ganzen Tag arbeitet, kümmert sich Elka auch um Stefek, ihren 7 Jahre alten Bruder, der von der großen Schwester die Tricks lernt, mit deren Hilfe das Schicksal bestochen werden kann. Wie schafft man es beispielsweise, dass ein erfolgloser Straßenhändler im Nu alle seine Äpfel verkauft? Am Bahnhof sieht Stefek einen Mann, den er für seinen Vater hält, den er nie kennengelernt hat.. Kraft seiner Phantasie ändert er den Lauf der Dinge. Elka verpasst den wichtigen Vorstellungstermin in der Firma und der vermeintliche Vater wird tatsächlich beim Einsteigen in den nächsten Zug aufgehalten.

An dem Ort, an dem scheinbar nichts passiert, ereignet sich auf wundersame Weise großes Welttheater. Mit einer großen Liebe zum Milieu der vergessenen Provinz entwirft der Film in ebenso realistischem wie surrealem Stil ein lebendiges Panorama der Wünsche und Phantasien ihrer Bewohner. Unter einem strahlend blauem Himmel kann die Langeweile und Perspektivlosigkeit des Ortes vergessen werden, weil auf die kleinen, unscheinbaren Geschehnisse ein überraschend neuer Blick fällt. Der Film erweckt eine Welt zum Leben, die von vielen bereits abgeschrieben, wirtschaftlich und politisch ins Abseits gedrängt und sozial gegenüber prosperierenden städtischen Regionen als Belastung empfunden wird. „Kleine Tricks“ ist dagegen eine Hommage auf die Überlebenskünste der gesellschaftlich an den Rand Gedrängten. Ihr Mut, dem Schicksal mit Witz und Magie in die Speichen zu fallen, führt in eine Freiheit, die auch Wege aus der Lähmung und der Krise der Provinz zu weisen vermag.