Film des Monats: Oktober 2023
Osage Hills (Oklahoma, USA), 1920er. Die Hautfarbe sei ihm egal, er liebe alle Frauen, grinst derweiße Kriegsheimkehrer Ernest Burkhart (Leonardo Di Caprio) seinen Onkel an, den reichen Viehzüchter William „King“ Hale (Robert De Niro). Eine Frau tut es Ernest dann doch besonders an: Mollie Kyle (Lily Gladstone). Ihre Hautfarbe gefalle ihm, sagt er. Aber es ist ist bedeutsam, dass sie eben nicht weiß ist, sondern Mitglied der Osage Nation. Das Öl, das auf dem Land der Osage gefunden wurde, hat sie sehr reich gemacht. Weil Landrechte und Ölgewinne vererbt werden, geraten sie in den Fokus eines weißen Bandennetzwerks. Ernest beteiligt sich auf Geheiß seines Onkels an den Morden an mehreren Osage, u.a. an den Schwestern seiner Ehefrau Mollie. Erst einer von der Regierung in Washington geschickten Ermittlertruppe gelingt die Aufklärung der „Osage-Morde“. Die historischen Ereignisse hat Martin Scorsese als dreieinhalbstündige Mischung aus Beziehungsdrama, Gerichtsfilm und Historienepos in Szene gesetzt.
Die Kamera nimmt in „Killers of the Flower Moon“ verschiedene Perspektiven ein. Aber Scorsese stellt von Anfang an klar, dass ein weißes Filmteam nicht für die Indigenen sprechen kann. Stattdessen liefert er ein Sittenbild der patriarchalischen, rassistischen Gesellschaft der Weißen, die in den Osage eine ökonomische Konkurrenz sehen – und mit allen Mitteln versuchen, diese für sich zu entscheiden. Wie Robert De Niro in der Rolle des Drahtziehers William Hale Leonardo Di Caprio als mäßig intelligenten, in jeder Hinsicht abhängigen Neffen manipuliert, ist beängstigend gut dargestellt. Das emotiale Zentrum aber bildet Lily Gladstones Mollie, an deren Körper of colour sich weiße Medizin austobt. Eingebettet ist das alles in eine komplex strukturierte, detailreiche Erzählung, die über den historischen Einzelfall hinausweist. Martin Scorsese ist eine überzeugende Kritik am amerikanischen Kolonialismus gelungen – und zugleich sinnliches, bildstarkes Kino.
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