Film des Monats: Dezember 2008
Nachdem die schlagfertige, attraktive und selbstbewusste Angie ihren Job in einer Personalvermittlung für Arbeitskräfte aus Osteuropa verloren hat, beschließt sie, gemeinsam mit ihrer Freundin Rose eine eigene Agentur zu gründen. Know-how, Kontakte und Risikobereitschaft sind vorhanden, um sich auf diesen schwierigen Arbeitsmarkt zu begeben. Angie ist aber auch Mutter von Jamie, der bei ihren Eltern aufwächst. Ihr Vater repräsentiert die Moral der alten Arbeiterbewegung: fairer Lohn, soziale Sicherung und ein Gefühl der Solidarität untereinander. Doch auf dem globalisierten Arbeitsmarkt klingt das nach den Parolen von gestern. Im hier und heute sind Ellenbogen, Tricks und Durchsetzungsvermögen gefragt. Arbeiter werden um ihren Lohn betrogen, weil der Betrieb über Nacht verschwindet. Gesetze werden missachtet. Vor allem illegale Arbeiter können hemmungslos ausgebeutet werden. In diesem Klima von gierigen Profiteuren, wütenden Arbeitern und skrupellosen Menschenhändlern sucht Angie ihren eigenen Erfolg.
Ken Loach erweist sich auch in diesem Film als herausragender Protokollant aktueller sozialer Probleme. Wenn Angie nicht das Geschäft mit den Arbeitsmigranten macht, dann tun es andere. Die Sympathie mit ihr zu Beginn wandelt sich im Laufe der Geschichte in zunehmendes Erschrecken über ein System, das den Menschen rücksichtslos ökonomischen Interessen ausliefert. Konzentriert auf seine Hauptfigur macht Loach den Preis ihres Erfolgs sichtbar: das Gefangensein in einer Welt brutaler Zwänge und der Blindheit eigener Interessen. Das Drama aus Wirtschaftskrimi und Familiengeschichte verzichtet auf falsche Sentimentalitäten und moralischen Zeigefinger. Abstiegsängste, Unsicherheit und Rechtlosigkeit zerstören Mitmenschlichkeit und Moral auch derer, die wie Angie um ihre Existenz kämpfen. Der Film öffnet dem Publikum die Augen für eine Freiheit, die zum Synonym wirtschaftlicher Gewalt geworden ist.
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