Film des Monats: April 2003
Drei Frauen zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Orten der Welt: Virginia Woolf arbeitet am Anfang ihres später berühmt gewordenen Romans Mrs. Dalloway. Laura Brown, eine schwangere Hausfrau aus einer uniformen Suburb von L.A., verlässt stillschweigend ihren Mann und ihren Sohn, um ihrem Leben in einem Hotel ein Ende zu setzen, kehrt aber dann doch zurück - bis zur Geburt ihres Kindes. Clarissa Vaughn, die in einer lesbischen Beziehung lebt, betreut ihren im letzten Stadium AIDS-kranken Ex-Mann, einen Schriftsteller, der sich vor ihren Augen aus dem Fenster stürzt. Virginia Woolfs Selbstmord und ihr Abschiedsbrief bilden eine Art Rahmenhandlung. Der Film montiert die drei Episoden ineinander, ohne zwanghafte Parallelen zwischen ihnen herzustellen. Alle spielen an einem Tag, wie Virginia Woolfs Mrs. Dalloway, woraus sie auch einzelne Motive beziehen; Laura nimmt den Roman als Lektüre mit ins Hotel, Clarissa wird vertraulich "Mrs. Dalloway" genannt.
Die Besonderheiten der Episoden stehen im Kontrast zu den bewusst klischeehaft gehaltenen Kulissen: Anfang der zwanziger Jahre die Idylle des englischen Landlebens, die aseptische Atmosphäre einer amerikanischen Vorstadt in den 50ern, das Intellektuellen-New-York der Gegenwart mit seinen Künstlern, Lofts und Parties. Die Musik von Philip Glass unterstreicht das Erstickende, das den jeweiligen Lebenssituationen eigen ist. Die Aussagen der drei Geschichten lassen sich schwer auf einen Nenner bringen. Man mag in ihnen ein Fortschreiten der weiblichen Emanzipation erkennen. Es geht immer wieder um die Suche nach dem eigenen Leben, die angesichts von Abhängigkeiten, Pflichten und Loyalitäten zu innerer Zerrissenheit führt, und um den Preis, der für die Selbstbestimmung zu entrichten ist. Dabei entsteht, am Beispiel von Mrs. Dalloway, eine subtile Reflexion über das Verhältnis von Leben und Literatur und die Macht der Imagination über konkrete Lebensentwürfe und -situationen.
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