Film des Monats: März 1999
Die dreißigjährige Joy lebt immer noch allein, irgendwo in New Jersey im Haus, das ihre Eltern längst in Richtung Florida verlassen haben, und wartet auf den Märchenprinzen. Ihre Schwester Trish wiegt sich in der Illusion familiären Glücks, während ihr Mann Bill die Freunde seines elfjährigen Sohnes sexuell mißbraucht.
Helen, die dritte Schwester, eine Erfolgsschriftstellerin, läßt sich auf ein Geplänkel mit einem Telefonspanner ein, ohne zu ahnen, daß es sich dabei um den Nachbarn Allen handelt. Der wiederum, ein Patient des Psychiaters Bill, wird von Kristina verfolgt ...
Happiness von Todd Solondz hat keine Story im konventionellen Sinn. Der Film setzt vielmehr einen Reigen von Personen in Bewegung, die - auf dem Hintergrund familiärer Beziehungen - nur eines gemeinsam haben, nämlich ihre Einsamkeit. Dabei wird der Film nicht zu einer Parabel über das Scheitern menschlicher Kommunikation. Vielmehr bettet Solondz seine Helden des Alltags in ein teils bedrückendes, teils amüsantes Wechselspiel sozialer Schizophrenie: einerseits öffentlich glücklich und erfolgreich, andererseits innerlich leer und sexuell obsessiv. Bei allem Sarkasmus denunziert Solondz seine Figuren nicht. Gerade bei dem prekären Thema der erwachenden Sexualität ist Bill seinem Sohn ein einfühlsamer Gesprächspartner, während er sich zugleich mit brutaler Ehrlichkeit zu seinen pädophilen Neigungen und Vergewaltigungen bekennt.
Die Stilisierung der Bilder verrät in Farbe und Ausstattung die Isolation und die Sehnsüchte, in denen die Figuren gefangen sind. Todd Solondz' Film ist eine Variation des Themas "Pursuit of Happiness", welche die destruktiven und subversiven Kräfte des Begehrens freilegt, die hinter den Fassaden der vermeintlich heilen Vorstadt-Welt wirken und die deren Bewohnern vor allem Enttäuschungen und Unglück garantieren..
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