Film des Monats: Februar 1997
Die junge Alice hat ihren Job in einer Fischfabrik in Boulogne-sur-Mer verloren. Sie möchte ihr Leben neu ordnen, verläßt ihren Freund und zieht vorübergehend bei ihren Eltern ein. Nach einem demütigenden Vorstellungsgespräch macht sie sich auf den Weg nach Süden. - In Lyon trauert der Bauarbeiter Bruno einer gescheiterten Fußballerkarriere nach. Seine Freundin hat ihn sitzenlassen, zu Hause fällt ihm die Decke auf den Kopf. In seiner Einsamkeit flüchtet er zu seinem Freund Joseph, dem Nachtportier im "Hotel Idéal". Dort nimmt sich auch Alice ein Zimmer. Von Brunos Lethargie läßt sie sich nicht vereinnahmen, und so entwickelt sich eine Beziehung, die auf dem schmalen Grat zwischen Nähe und Distanz, Haben und Nicht-Haben balanciert - ob das auf Dauer gelingt, bleibt offen.
In Bildern von großer Nüchternheit und Unaufdringlichkeit zeigt Laetitia Massons Spielfilmdebüt die mühsame Annäherung der beiden ungleichen Protagonisten. Das Hotel steht als Metapher für Unbehaustheit von Gestrandeten, die an diesem Ort zufällig zusammenkommen. Die Bilder geben kaum einen Blick frei auf Räume und Hintergründe; sie konzentrieren sich auf die Personen und verlieren sich nicht in der Darstellung allgemeiner sozialer Perspektivlosigkeit. Damit aber spiegelt der Film gerade die Erfahrung derjenigen, die keine Arbeit haben: Sie fallen aus dem Netz fester Beziehungen heraus.
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